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Wort für den Tag 

Das Dickgedruckte der Bibel - und Gedanken dazu 


Freitag, 4. Oktober 2024 1.Korinther 2, 12

 Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, damit wir wissen, was uns von Gott geschenkt ist.

Der Geist der Welt ist der Geist, der Menschen zur Macht und zum Hass verführt. Es ist der Geist des Krieges, des Geldes und des grenzenlosen Egoismus. Der Geist aus Gott ist der Geist der Liebe und des Erbarmens. Überall da, wo Menschen Liebe und Barmherzigkeit erfahren, ist der Geist Gottes am Werk. Wo Menschen unbarmherzig und lieblos behandelt werden, herrscht der Geist dieser Welt, selbst wenn das in einer Kirche geschieht. Wir können uns täglich entscheiden, welchem Geist wir Einlass gewähren. Als Christen aber haben wir uns schon entschieden: Wir haben uns für Gottes Geist geöffnet. Wo bist du in der Gefahr, dich trotzdem für den Geist der Welt zu öffnen? Egoismus, Lieblosigkeit und Unbarmherzigkeit uns und anderen gegenüber sind Einflüsse dieses Geistes. Du kannst anders leben! 

Donnerstag, 3. Oktober 2024 1.Korinther 1, 21
Denn obwohl sich seine Weisheit in der ganzen Schöpfung zeigt, hat ihn die Welt mit ihrer Weisheit nicht erkannt. Deshalb hat er beschlossen, eine scheinbar unsinnige Botschaft verkünden zu lassen, um die zu retten, die daran glauben.

Eine seltsame Argumentation, nicht wahr? Gott hat sich etwas einfallen lassen, um die Weisen dieser Welt zu verwirren? Paulus sagt: Sie könnten Gott erkennen, indem sie die Schöpfung betrachten, aber das wollen sie nicht. Ihr ganzes kompliziertes Denken verweht ihnen den Blick auf einen einfachen Zusammenhang: Die ganze umgebende Natur zeugt von einem intelligenten Schöpfer. Das zu sagen ist kein Kreationismus und es steht auch nicht im Widerspruch zu moderner Wissenschaft.  Dass wir unsere Welt in mathematischen Gesetzen beschreiben können, ist ein deutlicher Hinweis auf ihren Ursprung. Wer an keinen Schöpfer glaubt, der kann auch nicht glauben, dass Gott selbst in Christus in seiner Welt erschienen ist. Was glaubst du? 

Mittwoch, 2. Oktober 2024 1. Korinther 1, 18 - 19
Mit der Botschaft vom Kreuz ist es nämlich so: In den Augen derer, die verloren gehen, ist sie etwas völlig Unsinniges; für uns aber, die wir gerettet werden, ist sie der Inbegriff von Gottes Kraft. Nicht umsonst heißt es in der Schrift: »Die Klugen werde ich an ihrer Klugheit scheitern lassen; die Weisheit derer, die als weise gelten, werde ich zunichte machen.«

Die Botschaft vom Kreuz, vom Leiden und Tod Jesu, sperrt sich gegen vernünftige Erklärungsversuche - das ist heute nicht anders als zur Zeit des Paulus. Wenn Gott uns vergeben wollte - warum hat er es dann nicht einfach getan? Unsere Schuld ist tiefer als wir begreifen. Wir haben die Liebe zerstört, die Schöpfung zerstört, den Frieden zerstört, die schönsten und heiligsten Dinge in den Schmutz getreten. Ein "Schwamm drüber" kann niemals genug sein. Ja, sagen die Weisen, wir müssen uns mehr bemühen und anstrengen. "Wer immer strebend sich bemüht..." Nein, wir können die Dinge nicht in Ordnung bringen, wir zerstören sie dabei nur noch mehr.  Gott muss eingreifen - und weil er will, dass die Geschichte der Menschen weitergeht, kommt er mitten hinein in Sünde und Leid und teilt unser Schicksal. Gott hängt am Kreuz und zeigt uns, wozu Liebe fähig ist. Die Botschaft vom Kreuz ist die Botschaft einer irrationalen Liebe, die stärker ist als Hass und Gewalt. 


Dienstag, 1. Oktober 2024 1.Korinther 1, 10 
Geschwister, im Namen von Jesus Christus, unserem Herrn, fordere ich euch alle auf, eins zu sein. Redet so, dass eure Worte euch nicht gegeneinander aufbringen, und lasst es nicht zu Spaltungen unter euch kommen. Seid vielmehr in derselben Gesinnung und derselben Überzeugung verbunden. 
Das kennen wir nur zu gut: Verschiedene Meinungen, Auslegungen der Bibel, Glaubensüberzeugungen.  Wir wissen nicht genau, warum sich in Korinth verschiedene Leute auf verschiedene Autoritäten beriefen und sich deshalb in die Haare bekamen. Heute streiten wir um die Homoehe, um Gendersternchen, um unser Bibelverständnis und um die Stellung zum Krieg. Gleich zu Anfang des Briefes macht Paulus das Eine klar: Das Zentrum ist Jesus Christus und seine Botschaft. Sein Leben und sein Sterben für uns ist das, was für uns alle das Wichtigste und Unverzichtbare ist.  Das "seid verbunden" deutet hier an, dass wir diese Verbindung nicht selbst schaffen können, sie ist uns geschenkt worden. Jenseits aller Auseinandersetzungen und Diskussionen gilt es diese Verbindung immer wieder zu suchen.  Christus ist in mir und auch im Anderen. 

Montag, 30. September 2024 Psalm 46, 8 - 11
 Der Herr der Welt ist bei uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz!
Kommt und seht, wie mächtig der HERR ist, wie er Furcht und Schrecken auf der Erde verbreitet:  Er macht dem Krieg ein Ende in aller Welt; die Bogen zerbricht er, die Spieße zerschlägt er, die Schilde verbrennt er.   »Macht Frieden!«, ruft er. »Erkennt, dass ich Gott bin! Ich habe Macht über die Völker der Erde.«

Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein! Israel musste sich immer wieder verteidigen, aber manche Kriege galten auch der Eroberung. Allmählich setzte sich die Erkenntnis durch, dass Gott ein Gott des Friedens ist. Das haben wir in Deutschland lange nicht so gesehen und "Gott mit uns" auf die Koppelschlösser der Soldaten geschrieben. Jetzt liefern wir Waffen in die Ukraine und nach Israel, um Verteidigung zu ermöglichen. Und doch beschleichen uns Zweifel: Gibt es wirklich keine andere Lösung? Müssen immer mehr Menschen sterben? Wenn Gott doch Macht über die Völker hat, kann Er nicht eingreifen und Frieden erzwingen? Wir können beten und Gott an seine Worte erinnern. "Herr, mach Frieden!" Was können wir sonst noch tun? Wir können Menschen unterstützen, die sich für Frieden einsetzen. 

Sonntag, 29. September  2024  Psalm 44, 2 - 4

Gott, wir haben mit unsern Ohren gehört, unsre Väter haben’s uns erzählt, was du getan hast zu ihren Zeiten, vor alters. Du hast mit deiner Hand die Völker vertrieben, sie aber hast du eingesetzt; du hast die Nationen zerschlagen, sie aber hast du ausgebreitet. Denn sie haben das Land nicht eingenommen durch ihr Schwert, und ihr Arm half ihnen nicht, sondern deine Rechte, dein Arm und das Licht deines Angesichts; denn du hattest Wohlgefallen an ihnen.
Diese Worte, die an den Einzug Israels in Erez Israel erinnern, könnten auch über dem Staat Israel heute stehen. Doch da gibt es etwas zu bedenken:  Auf welche Macht kommt es an? Der Beter sagt: Auf Gott und sein Handeln. Doch der Staat Israel verlässt sich sehr auf seine Waffen. Zu sehr? Das ist gerade heute nach dem gewaltsamen Tod eines der schärfsten Gegner Israels durch eine Bombe die Frage.  Hat das alles, was gerade geschieht, noch etwas mit Gott zu tun? Hat Gott noch Wohlgefallen an seinem Volk? Wir können als Deutsche diese Fragen nicht entscheiden. Wir stehen an der Seite Israels - aber gerade deshalb müssen wir diese Fragen stellen. Wir wissen aus eigener Erfahrung: Stolz auf die eigene Stärke führt zu Leid und Zerstörung. Beten wir für Israel! 

Samstag, 28. September 2024  Psalm 42, 2 - 4
Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue? Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott?

Es gibt Zeiten, in denen wir uns von Gott verlassen fühlen. Gebete erreichen ihn nicht, Bibelworte sagen uns nichts und alles ist grau und öde.  Da ist keine Kraft, sich aufzuraffen, kein Antrieb zu irgendetwas. Johannes vom Kreuz nennt diese Erfahrung die dunkle Nacht der Seele.  Die schlechte Nachricht: Wir können nichts dagegen tun! Jeder Versuch, diese Nacht zu verscheuchen, kostet enorme Kraft. Was bleibt dann?  Einzig das Festhalten an der Überzeugung, dass es irgendwann anders werden wird. Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist. (Vers 12)  Der Beter ermahnt sich selbst: Harre auf Gott! Warte und gib die Hoffnung nicht auf.  Das Rufen selbst, der "Schrei der Seele" ist schon ein Ausdruck der Hoffnung in dieser dunklen Nacht. Es wird anders werden, du wirst Gottes Angesicht wieder sehen. Zu welcher Zeit, kann dir niemand sagen - das ist Gottes Sache. 

Freitag, 27. September 2024  Psalm 41, 2 - 4

Glücklich zu preisen ist, wer anderen Menschen in Not zur Seite steht! Geht es ihm dann selbst einmal schlecht, wird der HERR seine Hilfe sein. Ja, der HERR wird ihn beschützen und am Leben erhalten, und so wird er im ganzen Land glücklich gepriesen. Du, HERR, lieferst ihn niemals der Willkür seiner Feinde aus.  Fesselt ihn ein schweres Leiden ans Bett, ist der HERR seine Stütze. Ja, dem Verlauf seiner Krankheit gibst du, HERR, eine Wendung zum Guten!
Ist das wirklich so? Kann ich mich durch mein Verhalten "versichern", so dass mich kein Unglück mehr trifft? Das wäre ein Missverständnis! Nein, es geht vielmehr darum, auf der Seite des Lebens zu stehen. Der Beter ruft dazu auf, das zu tun, was Gott entspricht. Wer in Gottes Willen lebt, der ist Gott nahe. Und wenn mir Gott nahe ist, so gilt das auch in bösen Zeiten. Wer so mit Gott lebt und nach seinem Willen fragt, dem ist Gott nahe, wenn es ihm schlecht geht. Und umgekehrt gesagt: Wer den Menschen in Not fern ist, der kann Gott nicht nahe sein. Wer nicht barmherzig ist, dem ist auch Gott nicht barmherzig! Oder ist dieser Satz zu hart? Jesus konnte in seinen Gleichnissen so reden! 

Donnertag, 26. September 2024  Psalm 40, 7 - 9
An Schlachtopfern und Speiseopfern hast du kein Gefallen, aber du gabst mir Ohren, die offen sind für dich, Brandopfer und Sündopfer hast du nicht von mir verlangt.
Da habe ich gesagt: »Hier bin ich! Im Buch des Gesetzes ist für mich geredet.
Es erfüllt mich mit Freude, zu tun, was dir, mein Gott, gefällt. Deine Weisungen trage ich in meinem Herzen.«

Hier ist von zwei verschiedenen Ausübungen der Gottesbeziehung die Rede. Man kann alle möglichen Opfer bringen - heute vielleicht Opfer an Zeit, Geld und Engagement. Oft geht es dabei um eine ritualisierte Handlung, die getan werden muss, um Gott zu befriedigen.  Oder jemand hat offene Ohren für das, was Gott will und findet heraus, was jetzt "dran ist". Wenn das eigene Handeln mit dem Gedanken, der von Gott kommt, zusammenstimmt, ist das Tun mit Freude erfüllt. Das ist das Geheimnis der Gesetzeserfüllung, die Jesus gepredigt hat: Sie geschieht aus innerstem Willen, sie ist das, was ich tun will. Sie ist in diesem Sinne kein Opfer.  Was hörst du heute von Gott? 

Mittwoch, 25. September 2024  Psalm 39, 6 - 8
Siehe, meine Tage sind eine Handbreit bei dir, und mein Leben ist wie nichts vor dir. Ach, wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben! Sie gehen daher wie ein Schatten und machen sich viel vergebliche Unruhe; sie sammeln und wissen nicht, wer es kriegen wird.  Nun, Herr, wes soll ich mich trösten? Ich hoffe auf dich.

Es ist eine so einfache und wahre Erkenntnis: Ich kann nichts mitnehmen in das Jenseits!  Aber soll das heißen, dass ich nichts sammle und mich an keinen Gütern erfreue? eine solche Haltung wäre dem jüdischen Leben ganz fremd. Nein, es geht hier um "viel vergebliche Unruhe". Um ein Sammeln, das nicht genießt und eine Sorge um Dinge, die nicht wesentlich sind. Manch einer ist stolz auf seine hohe Bedeutung und Stellung und versinkt im nächsten Moment durch einen Schicksalsschlag oder Zufall in der Bedeutungslosigkeit. Was bleibt von meinem Leben als wesentlicher Inhalt am Ende übrig? Das, was aus Liebe geschehen ist. Und eine Dankbarkeit, die aus dankbarem Genießens dessen entspringt, was mir gegeben ist. "Ich hoffe auf Gott" könnte hier auch heißen: Ich hoffe darauf, dass Gott am Ende das Wesentliche bewahrt.  Was ist dieses Wesentliche bei dir? 

Dienstag, 24. September 2024 Psalm 37, 3 - 6

Du aber vertrau auf den HERRN und tu Gutes. Bleib im Land, sei zuverlässig und treu.  Freu dich über den HERRN, und er wird dir geben, was du dir von Herzen wünschst.
Lass den HERRN deinen Weg bestimmen, vertrau auf ihn, und er wird handeln.
Er wird deine Rechtschaffenheit erstrahlen lassen wie das Morgenlicht und dein Recht leuchten lassen wie die Mittagssonne.

Dieser Psalm stellt das Leben des Gerechten dem des Frevlers gegenüber.  Wer sich an Gott hält, wird nicht untergehen. Sein Leben wird gelingen, der Ungerechte hingegen wird kein glückliches Leben haben.  Wir zweifeln solche Aussagen an. Ist es wirklich so einfach? Nein, das ist es nicht. Wer dem Weg Gottes folgt, kann genauso in Not geraten, krank werden oder scheitern wie jemand, der oder die eigene Wege geht. Worin liegt der Unterschied? Da heißt es: "Er wird dir geben, was du dir von Herzen wünscht." Die tiefsten Wünsche der Menschen hängen mit Beziehungen zusammen, dem Erleben eines Du, das uns versteht und das wir verstehen. Gelingendes Leben ist ein Leben der Liebe! Zuverlässigkeit, Treue und Gutes tun sind die Bausteine solcher Beziehungen.  Reichtum, Erfolg und sogar Gesundheit zählen am Ende nicht so wie die Liebe, die wir erfahren und gegeben haben. Das ist es, was ein Herz wünscht. 


Montag, 23. September 2024 Psalm 36, 10

Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.

Wie gut, zu wissen wo die Quelle des Lebens ist! Aber weiß ich es wirklich? Woher nehme ich die Kraft und Motivation für die täglichen Lebensaufgaben? Suche ich sie in der Stille vor Gott oder doch in ganz anderen Dingen? Diese Frage hat sich schon Jeremia gestellt und von Gott zu hören bekommen: "Denn mein Volk tut eine zwiefache Sünde: Mich, die lebendige Quelle, verlassen sie und machen sich Zisternen, die doch rissig sind und das Wasser nicht halten. (Jer. 2,13)" Welche löchrigen Zisternen hast du dir geschaffen? An welchen Lichtern orientiere ich mich? Jesus sagt: "Ich bin das Licht der Welt!" In dem Licht, das er in die Welt gebracht hat, sehen wir das Licht Gottes, des Schöpfers, der die Quelle unseres Lebens ist. 

Sonntag, 22. September 2024  Psalm 36, 6 - 8
HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe. HERR, du hilfst Menschen und Tieren.  Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!

Ich habe bei diesen Versen einen bestimmten Menschen vor Augen, der das sehr eindrücklich gesungen hat: "Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist..." Dabei hatte er im Krieg schlimme Dinge erlebt und wäre auf der Flucht fast umgekommen. Danach hat er sie Güte Gottes sicherlich wieder erlebt - aber die schlimme Erfahrung blieb.  Nein, Zuflucht hatte er damals nicht erlebt. Ist es eine Lüge, dieses Lied dann trotzdem zu singen? Ich denke, nicht, denn diese Verse sind ein Bekenntnis, das der Beter gegen alle andere Erfahrung ausspricht. Er glaubt an einen gütigen und gerechten Gott.  Und er appelliert in den Psalmen immer wieder an seinen Gott: jetzt handele auch so, Gott!  Man könnte auch sagen: Er weigert sich, an einen Gott zu glauben, dem das Schicksal seiner Kinder gleichgültig ist.  Wie sehr bin ich selbst von der Güte Gottes überzeugt? Erlebe ich diese Zuflucht bei Gott? 

Samstag, 21. September 2024 Psalm 34, 8 - 9
Der Engel des HERRN lässt sich bei denen nieder, die in Ehrfurcht vor Gott leben, er umgibt sie mit seinem Schutz und rettet sie.  Erfahrt es selbst und seht mit eigenen Augen, dass der HERR gütig ist! Glücklich zu preisen ist, wer bei ihm Zuflucht sucht.

Die Vorstellung eines persönlichen Schutzengels ist für uns Evangelische irgendwie "katholisch". Doch hier steht es! Wenn auch der "Engel des Herrn" eher eine Umschreibung für Gott selbst ist, finde ich die Vorstellung eines hilfreichen persönlichen Schutzes nicht so abwegig. Da ist ein persönlicher Bote Gottes, der sich bei mir niederlässt und mich umgibt! Das ist eine bessere Vorstellung als die eines allmächtigen Gottes, der von irgendwo oben auf mich herunterstarrt und meine Wege überwacht. Wie schön - ein Gott, der mitgeht und mich begleitet, gerade da, wo es schwierig wird auf meinem Weg. Erfahrt es selbst! 



Freitag, 20. September 2024  Psalm 34  2 - 4
Ich will den HERRN preisen zu aller Zeit, immer soll sein Lob auf meinen Lippen sein.  Aus tiefster Seele will ich den HERRN rühmen. Alle, die ihr Leid geduldig ertragen, werden mich hören und sich freuen.  Kommt, wir verkünden gemeinsam, wie groß der HERR ist! Lasst uns miteinander seinen Namen rühmen!

David hatte erlebt, dass Gott ihm in einer sehr schwierigen Situation geholfen hat.  Indem er Gott dafür dankt und lobt, entdeckt er einen weiteren Sinn dieses Lobes: Die, die noch Leid tragen, denen noch nicht geholfen ist, freuen sich. Sie schöpfen neue Hoffnung und erwarten Gottes Hilfe auch für sich.  Wir sind als Deutsche oft viel zurückhaltend mit dem Lob Gottes und erzählen nicht ohne weiteres, was Gott für uns getan hat.  Wir könnten dadurch anderen Mut machen, ebenfalls auf Gott zu vertrauen. Gibt es etwas, wofür du Gott loben kannst? Wo könntest du gemeinsam mit anderen Gott danken und loben?

Donnerstag, 19. September 2024  Psalm 33, 12 - 15


Wohl dem Volk, dessen Gott der HERR ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat! Der HERR schaut vom Himmel und sieht alle Menschenkinder. Von seinem festen Thron sieht er auf alle, die auf Erden wohnen. Der ihnen allen das Herz geschaffen hat, achtet auf alle ihre Werke. 

Diese Verse enthalten etwas sehr Spannungsvolles: Einerseits wird das Volk Israel angesprochen - doch gleich darauf geht es um alle Menschenkinder.  Ja, Israel ist das erwählte Volk - aber das heißt nicht, dass Gott alle anderen seiner Kinder vergisst. Er hat uns allen das Herz geschaffen. Das heißt: Unser Innerstes, unser Ich-Bewusstsein  ist in besonderer Weise mit ihm verbunden, weil es von ihm stammt.  Die Stimme des Gewissens, Empfindungen von Liebe und Hass, von Barmherzigkeit und Kaltherzigkeit, all das ist im Herzen. Bei allen Menschen! Du bist ein von Gott erschaffenes Wesen, um diese Welt gut zu gestalten. Welche "Werke" nimmst du dir heute vor? Werden sie Gott, der auf dich achtet, gefallen? 

Mittwoch, 18. September 2024  Psalm 32, 2 - 4
Wohl dem Menschen, dem der HERR die Schuld nicht zurechnet, in dessen Geist kein Falsch ist! Denn da ich es wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein tägliches Klagen. Denn deine Hand lag Tag und Nacht schwer auf mir, dass mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre wird. 

Manche bezeichnen das Christentum ja als eine Religion, in der alles von Schuld und Sünde handelt.  Doch Schuld ist etwas zutiefst Menschliches. Wir können uns der Stimme unseres Gewissens nicht entziehen, wir können sie höchsten laut übertönen. Aber es geht uns zuletzt nicht gut dabei. der Weg in ein schuldfreies, unbelastetes Leben, den uns die Bibel zeigt, ist so einfach: Es nicht verschweigen - die Schuld Gott bekennen und denen, die es betrifft. In Vers 5 heißt es: Darum bekannte ich dir meine Sünde, und meine Schuld verhehlte ich nicht. Ich sprach: Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen. Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde. Einfach so - ohne Bußgelder und frommen Übungen, ohne Priester und Opfer. Das, was uns daran hindert, sind Stolz und Scham. du kannst sie überwinden. 

Dienstag, 17. September. 2024   Psalm 31, 15 - 16

 Ich aber, HERR, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen.
Aus diesen kurzen Worten spricht die Überzeugung, dass Gott alles in Händen hat. Der Beter hier fühlt sich bedroht und ist von Feinden umgeben. Er weiß nicht, warum das so ist und wie es enden wird. Er ruft sich selbst dazu auf "getrost und unverzagt" zu sein.  Hat Gott auch bei mir und dir alles in Händen? Dann brauchten wir keine Angst vor der Zukunft zu haben.  Wäre ich überzeugt, dass ein liebender Vater im Himmel über mir wacht, wäre diese Angst zu Ende. Wir wissen, dass es uns oft anders geht. Wir müssen die Angst, die uns beherrschen will, bewusst anschauen. Ist sie wirklich berechtigt? Welche Befürchtungen habe ich konkret? Bewusst können wir dann Gottes Möglichkeiten dagegenstellen. Er ist der Herr meiner Zukunft. Er hat meine Zeit in seinen Händen und weiß, was kommen wird. 

Montag, 16 September  2024  Psalm 30, 12 - 13
 Ja, du hast mein Klagelied in einen Reigentanz verwandelt! Den Trauermantel hast du mir ausgezogen und mich in ein Festgewand gekleidet. So singe ich von ganzem Herzen zu deiner Ehre – nie werde ich schweigen. HERR, mein Gott, für immer und ewig will ich dich preisen!

Wo habe ich das erlebt: Trauer hat sich in Freude gewandelt, bedrückte Stimmung in Jubel und das Dunkle im Leben war verschwunden? Im Überschwang ruft der Psalmist: "Für immer und ewig will ich dich preisen!" Aber wird das so bleiben? Wird er dieses Erleben tatsächlich im Gedächtnis behalten? Es ist ja so menschlich: Es kommen neue Erfahrungen, auch neue Bedrückungen und Probleme und der Moment der Befreiung ist vergessen. Israel selbst ist dafür ein eindrückliches Beispiel.  Immer wieder fordert die Bibel uns auf, uns zu erinnern, was Gott an uns getan hat. Darum: Schreibe es auf! Hefte es an deine Wand, pinne es an deine Türe! Damals hat mir Gott geholfen und mich vom Dunkel befreit!  Es hilft gegen erneute Klagelieder. 

Sonntag, 15. September 2024 Psalm 31, 2 - 6
HERR, auf dich traue ich,  lass mich nimmermehr zuschanden werden, errette mich durch deine Gerechtigkeit! Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends! Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest! Denn du bist mein Fels und meine Burg, und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen.  Du wollest mich aus dem Netze ziehen,  das sie mir heimlich stellten; denn du bist meine Stärke.  In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, HERR, du treuer Gott.

Wo wir mit anderen Menschen unterwegs sind, gibt es trotz guter Gemeinschaft immer wieder auch das andere: Neid, Missgunst, Konkurrenzdenken und Ablehnung. Es gibt Menschen, die uns aus unterschiedlichen Gründen "Netze stellen", in denen wir uns verfangen sollen. Sie wollen uns in Abhängigkeit bringen, uns bestimmen und für ihre Ziele einspannen. Wenn der Beter hier sagt: "Du bist meine Stärke", dann fühlt er sich im Moment sehr schwach. Er kann sich nicht wehren, erfühlt sich ohnmächtig seinen Gegnern ausgeliefert. Zunächst betet er:  "Sei mir ein starker Fels...."  Diese Aufforderung schlägt um in ein Bekenntnis: "Denn du bist mein Fels und meine Burg" und er bringt sich damit in Erinnerung, welche Grundlage sein Leben doch hat. Was ist da geschehen? Ihm ist bewusst geworden, dass nichts und niemand ihn aus Gottes Hand reißen kann, nichts kann ihn von Gott trennen. Er ist in Gott geborgen, was immer ihm andere antun.  

Samstag, 14. September 2024  Psalm 30, 5 - 9

 Lobsinget dem HERRN, ihr seine Heiligen, und preiset seinen heiligen Namen!  Denn sein Zorn währet einen Augenblick und lebenslang seine Gnade. Den Abend lang währet das Weinen, aber des Morgens ist Freude.  Ich aber sprach, als es mir gut ging: Ich werde nimmermehr wanken. Denn, HERR, durch dein Wohlgefallen  hattest du mich auf einen starken Fels gestellt. Aber als du dein Antlitz verbargest, erschrak ich.  Zu dir, HERR, rief ich und flehte zu meinem Gott.

Wir erleben immer wieder gute und schlechte Zeiten, emotionale Hochs und Tiefs. Am Abend sind wir verzweifelt, am Morgen sehen wir die Dinge anders oder hat sich das Problem gelöst. Der Beter versteht die Tiefpunkte seines Lebens als "Zorn Gottes", als Strafe. Das kann man so sehen, wenn man an die Konsequenzen unseres Handelns denkt. Aber natürlich gibt es auch Dinge, die einfach geschehen, ohne dass eine persönliche Ursache erkennbar ist. So etwas kann uns ins Wanken bringen. Der Glaube, der so sicher schien, droht zu zerbrechen.  Der Psalmbeter will sich bewusst machen: Das sind Augenblicke, in denen sich Gott scheinbar abwendet - seine Gnade währt lebenslang. Sie ist ein sicherer Hort, auch wenn es momentan anders aussieht. 

Freitag, 13. September  2024 Psalm 28, 7
Jahwe ist meine Kraft und mein Schild,  auf ihn hat mein Herz vertraut.  Als mir geholfen wurde, jubelte ich.  Mit meinem Lied will ich ihn preisen.

Wir wünschen uns oft die sofortige Hilfe Gottes. Aber er lässt uns warten. Warum nur?  Manchmal gibt es darauf keine Antwort. Doch die Zeit des Wartens und Hoffens ist keine verlorene Zeit, sie prägt uns und macht uns, wenn wir sie aushalten, stärker.  Eigene Fehler, schädliche Verhaltensweisen und Gewohnheiten erkennen wir manchmal nur auf diesem mühsamen Weg. Umso schöner ist es dann, wenn wir plötzlich Hilfe erfahren. Welche Erfahrungen hast du da schon gemacht? Vergiss sie nicht! Schreibe auf, welche Bitten du schon länger mit dir herumträgst und was daraus geworden ist.  Oft können wir da Jahre zurückschauen und staunen, was Gott getan hat. 

Donnerstag, 12. September 2024 Psalm 27, 1
Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen? 

Es gibt immer wieder Situationen, in denen uns die Furcht anspringt wie ein wildes Tier.  Ein plötzlicher verbaler Angriff, mit dem wir nicht gerechnet haben, ein blamabler Auftritt, der mir unvorhergesehen passiert. Oder plötzlich stimmt etwas in meinem Körper nicht, Herzrasen oder schlimme Schmerzen sagen mir: Es kann mit dir plötzlich zu Ende sein! In all diesen Situationen brauchen wir ganz dringend tief gegründete Geborgenheit - und die stellt sich dann, wenn uns graut, nicht ein. Es sei denn, wir haben vorgesorgt! Dazu kann dieser Vers helfen, wenn wir ihn verinnerlichen. Aber das sollte eben dann geschehen, wenn es uns gut geht. Daran denken wir oft nicht, wenn und weil es uns gut geht. Ich möchte mir heute bewusst machen, dass ich auf die Geborgenheit in Gott angewiesen bin. "Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit"  - diese Grundhaltung gilt es zu gewinnen. "Nichts kann mich scheiden von der Liebe Gottes!" (Röm.8) 

Mittwoch, 11. September 2024  Psalm 26, 2 - 7

Erprobe mich, HERR, und durchforsche mich, prüfe mich auf Herz und Nieren:
Denn deine Huld stand mir vor Augen, in deiner Wahrheit ging ich meinen Weg.
Ich saß nicht bei falschen Leuten, mit Heuchlern habe ich keinen Umgang.
Verhasst ist mir die Versammlung derer, die Unrecht tun; bei Gottlosen kann ich nicht sitzen. Ich will meine Hände in Unschuld waschen und deinen Altar, HERR, will ich umschreiten, um laut das Lob zu verkünden und all deine Wunder zu erzählen.

Da steht es also, das berühmte Zitat: “Ich wasche meine Hände in Unschuld!” Pilatus hat seine Hände gewaschen, nachdem er Jesus verurteilt hatte und die Juden erinnerten sich an Psalm 26. Nur war es ja genau andersherum: Pilatus war tief in diesen Unrechtsprozess verstrickt und wäscht symbolisch seine Schuld ab – als ob das ginge! In Psalm 26 aber spürt man das Bemühen Davids um gerechtes Verhalten. Wie in Psalm 1 betont er seinen Abstand von Leuten, die Unrecht tun oder sich nur zum eigenen Vorteil zu Gott bekennen. Dabei geht es ihm nicht nur um ein passives Nichtdabeisein, sondern er will laut deutlich machen, was sein Glaube bedeutet und was Gott tut. Wie oft waren die Frommen nur die “Stillen im Lande”, die sich von der Welt abgekehrt haben. Hier ist einer, der sich nicht scheut, seine Gegenposition laut zu sagen. Wo schweige ich lieber angesichts von Unrecht und Heuchelei, obwohl ich Stellung nehmen könnte? Bist du bereit, auch "gegen den Trend" zu dem zu stehen, was du bei Gott erkannt hast?

Dienstag, 10.September 2024  Psalm 25, 1 - 5
Zu dir erhebe ich meine Seele, Herr.  Mein Gott, ich vertraue auf dich:  Lass mich nicht im Stich!  Gönn meinen Feinden nicht diesen Triumph!  Wer auf dich hofft, wird niemals enttäuscht,  doch wer dich treulos verlässt, wird beschämt. Zeig mir deine Wege Jahwe,  lehre mich auf ihnen zu gehen.  Leite mich durch deine Wahrheit und belehre mich, denn du bist der Gott, der mir hilft.  Auf dich warte ich den ganzen Tag.

Da versucht ein Beter offenbar, auf seinen Gott zu vertrauen, aber so sicher ist er sich nicht. "Lass mich nicht im Stich", heißt es da, und: "Du bist der Gott, der mir hilft!" Ja, was denn nun? Wenn Gott doch niemals enttäuscht, warum muss er dann den ganzen Tag auf ihn warten?  Vertrauen auf Gott ist eben keine Selbstverständlichkeit. Es muss immer wieder gewonnen werden im Ringen mit den Umständen des Lebens, mit Anfeindungen, Unglücken und Schicksalsschlägen. Ich muss es mir immer wieder sagen: "Du bist doch mein Gott! Du kannst mich doch nicht enttäuschen!" So hält der Beter vor seinem Gott aus mit all seinen Hoffnungen, guten Erfahrungen und Enttäuschungen. Er wartet - vor Gott und auf Gott. Mitten in seinen Zweifeln und Fragen ist Gott da. Auch jetzt, auch heute. 

Montag, 9.September  Psalm 24, 1 - 5
Dem HERRN gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner.
Denn er hat ihn auf Meere gegründet, ihn über Strömen befestigt.
Wer darf hinaufziehn zum Berg des HERRN, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte?
Der unschuldige Hände hat und ein reines Herz, der seine Seele nicht an Nichtiges hängt und keinen trügerischen Eid geschworen hat.
Er wird Segen empfangen vom HERRN und Gerechtigkeit vom Gott seines Heils.

Zweimal steht hier das Wörtchen “darf”. Das sind wir nicht gewohnt. Oft ist Gott für uns einfach der, an den wir uns immer wenden können, der uns tröstet und hilft. Aber hier kommt eine ganz andere Seite Gottes zur Sprache: Er ist der Herr dieser Welt, der Eigentümer des ganzen Alls. Bei ihm ist kein Raum für Ungerechtigkeit und Betrug. Hier geht es nicht nur um moralische Verfehlungen, an die wir beim Begriff “Sünde” so schnell denken – hier werden Verfehlungen genannt, die andere Menschen betreffen. Vor diesem Gott haben sie keinen Platz, wer an diesen Dingen festhält, ist von ihm getrennt. Die Gesetze, die die Ordnung des Alls erhalten sind so wichtig wie die Gesetze, die das Verhältnis der Menschen bestimmen. Man könnte auch sagen: “Wie kannst du es wagen, in diesem Aufzug vor dem Herrn der Welt zu erscheinen?” Habe ich noch ein Gefühl von Ehrfurcht, wenn ich mit Ihm Kontakt aufnehme?

Sonntag, 8. September  Psalm 23, 4

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. 

Finstere Täler werden uns nicht erspart. Der Zuspruch, den der Beter hier ausspricht, klingt sehr vollmundig: Ich fürchte kein Unglück! Doch darauf folgt ein "denn". Und darum ringen wir ja, wenn es uns wirklich schlecht geht. Ist Gott bei mir? Ist er wirklich da, für mich da? Wieder steht das Bild des Hirten im Hintergrund. Der Hirte verteidigt seine Herde, er steht für sie ein und schützt sie mit seinem Leben. So hat auch Jesus seinen Auftrag verstanden. Ich soll mich damit trösten, dass Gott mich niemals verlässt oder aufgibt, auch über den Tod hinaus. Ja, wir haben dennoch oft Furcht, wenn wir in diese Welt blicken. Doch dann können wir den Blick zu Gott, unserem Hirten wenden und uns wieder daran erinnern: Gott hat alles in seiner Hand. Er geht mit mir durch dieses finstere Tal.

Samstag 7. September  Psalm 23, 3 
Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen. 

Viele können ihn auswendig hersagen, den Psalm 23. "Er führet mich auf rechter Straße...."  Ganz anders klingt die korrektere Übersetzung "Pfade der Gerechtigkeit".  Was ist damit gemeint?  Ein Pfad oder eine Bahn ist hier ein Verhalten, eine Lebensweise, die eingehalten wird. Wer einmal im Gebirge den Pfad verloren hat, weiß, wie froh man ist, wenn man ihn wieder findet. Hier geht es um ein Verhalten, das von Gerechtigkeit geprägt ist, so wie Gott gerecht ist. Dafür steht er mit seinem Namen ein. Lasse ich den Menschen meiner Umgebung Gerechtigkeit widerfahren? Gebe ich ihnen, was ihnen von mir zusteht an Zeit, Geld und Zuwendung? Und vertraue ich mich der Führung Gottes an? Das wird ganz praktisch bedeuten, dass Er mich auf Dinge hinweist, die für mich heute gerechtes Verhalten bedeuten. Höre ich zu? (Sprüche 10, 16:  Das Tun des Gerechten führt zum Leben.) 

Freitag, 6.September 2024  aus Psalm 22, 25 - 27

Denn er hat nicht verachtet, nicht verabscheut des Elenden Elend. Er hat sein Angesicht nicht verborgen vor ihm; er hat gehört, als er zu ihm schrie. Von dir kommt mein Lobpreis in großer Versammlung, ich erfülle mein Gelübde vor denen, die ihn fürchten. Die Armen sollen essen und sich sättigen; den HERRN sollen loben, die ihn suchen. Aufleben soll euer Herz für immer. 

Da hat sich einer "hindurchgebetet"! Diesem Menschen ging es furchtbar schlecht.  Da war keine Chance mehr zu sehen, kein Ausweg, keine Hilfe. "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" - so beginnt dieses Gebet. Jesus hat es am Kreuz gebetet. Wenn auch alles verloren erscheint - Gott ist immer noch "Mein Gott". Und im Fortgang des Psalms verändert sich - ja, was eigentlich? Weder Gott noch die Lage, es verändert sich die Sichtweise des Beters.  Plötzlich ist die Erkenntnis da: Er hört mich doch! Er ist ja doch da. Und Er wird handeln. Sein Herz lebt auf und das ist nicht nur eine momentane Stimmung. Kennst Du solche Wandlungen? Wo hast Du erlebt, dass mitten in einer Verzweiflung und Not so ein Gedanke da war: Er hat mich gehört? Das erfährt der, der "hindurchbetet".  

Donnerstag, 5.September 2024 Aus Psalm 20, 2 - 5

Der HERR antworte dir am Tag der Bedrängnis, der Name des Gottes Jakobs schütze dich. Er sende dir Hilfe vom Heiligtum und vom Zion her stütze er dich. Er gedenke all deiner Gaben und dein Brandopfer möge ihm köstlich sein.  Er schenke dir, was dein Herz begehrt, und er erfülle all dein Planen.
Dieser Psalm trägt die Überschrift: Gebet für den König. Gebete für unsere Regierung sind aus der Mode gekommen. Dabei könnte unsere Bundesregierung in diesen "Tagen der Bedrängnis" durchaus Gebet gebrauchen. Aber wäre das nicht eine unzulässige Vermischung von Politik und Religion, von Thorn und Altar wie früher? Es kommt darauf an! Wir haben eine Regierung, die Menschenrechte achtet, die sich um die Opfer von Kriegen und Gewalttaten kümmert. Eine Regierung, die für den Erhalt unserer Sozialsysteme sorgt. Man kann - und sollte auch - im Einzelnen Vieles kritisieren, aber trotzdem das grundsätzlich Gute sehen. Wir können beten, dass "all ihr Planen" gelingt, dass gute Maßnahmen umgesetzt werden und dabei die Schwachen im Lande nicht vergessen werden. Oder dass endlich Wege gefunden werden, den unseligen Krieg in der Ukraine zu beenden. Jede Regierung braucht den Beistand "von Zion her". 

Mittwoch 4.September 2024 Psalm 19, 2 - 5

 Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes und das Firmament kündet das Werk seiner Hände. Ein Tag sagt es dem andern, eine Nacht tut es der andern kund, ohne Rede und ohne Worte, ungehört bleibt ihre Stimme. Doch ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus, ihre Kunde bis zu den Enden der Erde. Dort hat er der Sonne ein Zelt gebaut.
Dieser alte Schöpfungshymnus lobt Gott über dem, was damals vor Augen war: Der gewaltige Sternenhimmel einer absolut dunklen Nacht, die Sonne, die unbegreiflicherweise nachts irgendwo anders ist. Wir wissen heute Vieles darüber, doch dieses Wissen kann uns nur noch mehr in das Lob Gottes einstimmen lassen. Der Kosmos erzählt von der Herrlichkeit Gottes! Seine schier unermessliche Größe, die Milliarden Galaxien mit wiederum Milliarden Sternen und geheimnisvollen Kräften, die ihre Bahn bestimmen, all das lässt uns die Größe Gottes ahnen. Die Kraftfelder, die das All durchziehen, sind wie eine geheime unhörbare Stimme, die eine Botschaft bis in die fernsten Winkel des Alls tragen. Die Botschaft heißt: Gott hat diese Welt auf sicheren Gesetzen gegründet, die wir begreifen und beschreiben können. Wir sind keinem willkürlichem Chaos ausgeliefert. 

Dienstag, 3.September 2024 Psalm 18, 19 - 22

Sie überfielen mich am Tag meines Unheils, doch der HERR wurde mir zur Stütze. Er führte mich hinaus ins Weite, er befreite mich, denn er hatte an mir Gefallen. Der HERR handelte gut an mir nach meiner Gerechtigkeit, vergalt mir nach der Reinheit meiner Hände. Denn ich hielt mich an die Wege des HERRN und fiel nicht ruchlos ab von meinem Gott. 

Da war es einem sehr schlecht ergangen! Aber er hat durchgehalten und ist seinen Weg konsequent gegangen. Auch wir haben es in diesen Zeiten nicht leicht, uns "an die Wege des Herrn zu halten"  Denn diese Wege bedeuten auch, Menschen zu helfen, die unter die Räder gekommen sind. Es bedeutet Engagement für Geflüchtete, für Obdachlose und Leute am unteren Rad unserer Gesellschaft. Der Einsatz für soziale Sicherung, für Inklusion und Integration erfährt enormen Gegenwind. Und - darf man es noch ansprechen? - an der Seite Israels zu sein, kritisch und trotzdem solidarisch, ist fast schon gefährlich. "Ich falle nicht ruchlos ab  von meinem Gott", sagt der Beter hier. Wie könnte ein solcher Abfall von Gott heute aussehen? Wir können dieses Versprechen mitnehmen: Wenn wir im Sinne unseres Gottes handeln, so wie Jesus es uns gelehrt hat, dann handelt Gott gut an uns und führt uns in eine Weite des Denkens und Handelns, die unser Leben reich macht. 

Montag, 2.September 2024  aus Psalm 17

Höre, HERR, die gerechte Sache,  achte auf mein Flehen, vernimm mein Bittgebet von Lippen ohne Falsch! Von deinem Angesicht ergehe mein Urteil, deine Augen schauen, was recht ist. Du hast mein Herz geprüft, bei Nacht es heimgesucht,  du hast mich erprobt, nichts vermagst du zu finden. Ich habe mich besonnen, dass mein Mund sich nicht vergeht. Bei allem, was Menschen tun, hielt ich mich an das Wort deiner Lippen. Ich habe mich gehütet vor den Pfaden der Gewalt.

Man kann es ja kaum glauben! Ist David in dem Konflikt, den er erlebt, wirklich so völlig unschuldig? Gibt es da denn gar keinen "Eigenanteil"?  Das mag manchmal so sein, aber oft ist es anders. Und dann ist es ratsam, sich vor Gott zu prüfen, ja, ihn prüfen zu lassen. Schön, wenn es uns dann wie David geht. Doch oft wird es so sein, dass eine leise Stimme vernehmbar wird - in der Stille der Nacht oder nach einer emotionalen Auseinandersetzung. eine Stimme, die sagt: Das war nicht recht von dir! Du warst zu heftig! Du hast gedroht!  Kann ich diese Stimme zulassen? Auf sie hören und meinen Teil dazu beitragen, einen Streit zu beenden, einen Konflikt zu lösen? Wir sollten auf jeden Fall zögern, vollmundig zu sagen: "Meine Sache ist gerecht!" und warten, was Gott uns dazu sagt. 


Sonntag, 1. September 2024  aus Psalm 16
Ich habe den HERRN allezeit vor Augen; er steht mir zur Rechten, so wanke ich nicht.
Darum freut sich mein Herz, und meine Seele ist fröhlich; auch mein Leib wird sicher wohnen. Denn du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Grube sehe. Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich.

Was ist ein guter Lebensweg und wie finde ich ihn? Der Beter spricht von einer intensiven inneren Beziehung zu seinem Gott: Sogar in der Nacht hört er seinen Rat. Weil er in dieser Gewissheit lebt, dass Gott „zu seiner Rechten“ ist, also ganz nahe und an der richtigen Seite, kann er seinen Kurs beibehalten und allen Versuchungen begegnen. Wie kann ich heute in diese Gewissheit kommen, ja, Sicherheit empfinden? Indem ich wie der Beter mir selbst sage: „Gott garantiert mir ein unverlierbares Gut, ich bin auf jeden Fall bei ihm sicher aufgehoben, komme, was wolle.“ Kennst du Momente, in denen trotz schwieriger Probleme und Angriffe dieses Gefühl der Geborgenheit plötzlich da ist? Momente, in denen du einfach weiß, Gott ist da, Er ist für dich da? Und: Glaube und Fröhlichkeit gehören zusammen! Macht dich dein Glaube fröhlich? 

Samstag, 31.August 2024 aus Psalm 15

HERR, wer darf Gast sein in deinem Zelt, wer darf weilen auf deinem heiligen Berg? Der makellos lebt und das Rechte tut, der von Herzen die Wahrheit sagt, der mit seiner Zunge nicht verleumdet hat, der seinem Nächsten nichts Böses tat und keine Schmach auf seinen Nachbarn gehäuft hat. ..... Er wird nicht ändern, was er zum eigenen Schaden geschworen hat. Sein Geld hat er nicht auf Wucher verliehen und gegen den Schuldlosen nahm er keine Bestechung an. Wer das tut, der wird niemals wanken.

Es ist ja an sich eine gute Sache, Werte zu haben und nach Normen leben zu wollen. Nur - schaffe ich das auch? Wer zu sehr auf die eigene Heiligkeit achtet, wird scheitern - das hat Luther bitter erfahren. Bei einem gründlicheren Blick fällt auf, dass all das, was der Beter hier nennt, mit seinem Nächsten zu tun hat. Es sind konkrete Handlungen benannt, die den Mitmenschen schaden. Ob ich Verträge zu meinen Gunsten ändere oder ungerechtfertigte Mieten kassiere, immer habe ich mich zu solchem Handeln entschieden. Es geht darum, wie Jesus sagt, meinem Mitmenschen zum Nächsten zu werden. Dazu kann ich mich heute entscheiden. Wende den Blick von dir zu dem, der deine Zuwendung braucht, anstatt dein Inneres nach Heiligkeit zu durchforsten.


Freitag, 30. August 2024 aus Psalm 14
Die Toren sprechen in ihrem Herzen: »Es ist kein Gott.« Sie taugen nichts; ihr Treiben ist ein Gräuel; da ist keiner, der Gutes tut. Der HERR schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, dass er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage. Aber sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer. 

Keiner, der Gutes tut! In diesem zweimaligen Urteil liegt eine Gefahr: Sie kann bei uns eine negative Weltsicht bewirken: Die Welt ist schlecht, nur wir sind gut! Wir wissen, dass das so nicht stimmt. Auch Atheisten tun Gutes. Es kommt zu diesem Urteil, weil der Beter konkrete Menschen vor Augen hat, nämlich Ausbeuter und Geschäftemacher, von denen er sagt: Da ist keiner, der Gutes tut. Das darf kein abschließendes Urteil über die Welt oder Israel sein! Die Psalm drücken oft momentane Gefühle und Empfindungen aus, die sich schon im gleichen Psalm wandeln, wenn der Beter sich Gott zuwendet. Wer das Problem einer negativen Welt- oder Menschensicht hat, sollte sich daran erinnern: Es ist immer noch Gottes Welt, es sind Gottes Menschen, über die du den Stab brichst. Sprich deine negativen Gedanken VOR Gott aus, damit Er sie verwandeln kann. 

Donnerstag, 29. August 2024 aus Psalm 12 
Hilf, HERR! Die Heiligen haben abgenommen, und treu sind wenige unter den Menschenkindern. Einer redet mit dem andern Lug und Trug, sie heucheln und reden aus zwiespältigem Herzen. Der HERR wolle ausrotten alle Heuchelei und die Zunge, die hoffärtig redet, die da sagen: »Durch unsere Zunge sind wir mächtig, uns gebührt zu reden! Wer ist unser Herr?«  »Weil die Elenden Gewalt leiden und die Armen seufzen, will ich jetzt aufstehen«, spricht der HERR, »ich will Hilfe schaffen dem, der sich danach sehnt.« 

Es stimmt ja leider heute noch: Die Menschen, die Gott ihr Leben anvertrauen, haben abgenommen. Wir sind als Christen in Deutschland in diesem Jahr zum ersten Mal eine Minderheit! Sollen wir deshalb verzweifeln, aufgeben und tun, was alle Welt tut? Nein, sagt der Beter, Gott wird aufstehen und Hilfe schaffen! Er steht an unserer Seite, wenn wir unser Leben einsetzen für Liebe und Gerechtigkeit. Jesus sagt vom Reich Gottes: Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. Ein kleines Samenkorn wächst zu einem großen Baum. Gemeinheit ist nicht das Ende, sondern am Ende herrscht die Liebe. Nicht Größe zählt, sondern Liebe. 

Mittwoch, 28. August 2024  Psalm 11
Ich traue auf den HERRN. Wie sagt ihr denn zu mir: »Flieh wie ein Vogel auf die Berge! Denn siehe, die Frevler spannen den Bogen und legen ihre Pfeile auf die Sehne, damit heimlich zu schießen auf die Frommen. Ja, sie reißen die Grundfesten um; was kann da der Gerechte ausrichten?« Der HERR ist in seinem heiligen Tempel, des HERRN Thron ist im Himmel. Seine Augen sehen herab, seine Blicke prüfen die Menschenkinder. Der HERR prüft den Gerechten, aber den Frevler hasst er und den, der Gewalttat liebt. Er wird regnen lassen über die Frevler Feuer und Schwefel und Glutwind ihnen zum Lohne geben. Denn der HERR ist gerecht und hat Gerechtigkeit lieb. Die Frommen werden schauen sein Angesicht.

Wie unterschiedlich sind die Gedanken in diesem Gebet! Es beginnt mit einem festen Bekenntnis: Ich traue auf den Herrn! Ganz gleich, was Menschen mit mir anstellen, ob sie mich abschießen, die Fundamente des Zusammenlebens zerstören oder Unrecht Recht heißen. Da ist immer noch Gott, der in die Herzen der Menschen sieht. Aber dann lässt sich der Beter zu ganz Menschlichem hinreißen: Gott hasst euch! Feuer und Schwefel auf euch! Da, wo Leben zerstört wird, wo Menschen andere Menschen für ihr Leben schädigen – und man muss nur etwa an Missbrauch oder an Versklavung von Menschen denken – liegt es nahe, Menschen den gerechten Gott auf den Hals zu wünschen. Ja, lass deinen Hass und deine Bitterkeit im Gebet heraus – aber lass sie dann auch dort. Alles andere ist Sache des gerechten Gottes, du bist nicht Richter über einen anderen. Er wird sich darum kümmern.




Dienstag, 27. August 2024  aus Psalm 10
Überheblich sagt der Frevler: Gott ahndet nicht. Es gibt keinen Gott. So ist sein ganzes Denken. Zu jeder Zeit glücken ihm seine Wege. Hoch droben und fern von sich wähnt er deine Gerichte. Alle seine Gegner faucht er an. Er sagt in seinem Herzen: Ich werde niemals wanken. Von Geschlecht zu Geschlecht trifft mich kein Unglück. HERR, steh auf, Gott, erheb deine Hand, vergiss die Elenden nicht! Warum darf der Frevler Gott verachten und in seinem Herzen sagen: Du ahndest nicht? Du, ja du, hast Mühsal und Kummer gesehen! Schau hin und nimm es in deine Hand! Dir überlässt es der Schwache, der Waise bist du ein Helfer geworden. Zerbrich den Arm des Frevlers und des Bösen, ahnde seinen Frevel, sodass man von ihm nichts mehr findet.

Gestern noch war der Beter überzeugt: Gott wird meine Sache richten! Und heute? Ihm sind Zweifel gekommen. tut Gott denn etwas? Wird er eingreifen? Oder hat der Gottlose Recht, der sich nicht um Recht und Gesetz schert? Der Beter tut das Richtige: Er fordert Gott auf, endlich hinzusehen. Nimm es doch endlich in deine Hand, Gott! so stehen wir vor Gott, inmitten unseres Zweifels und manchmal der Verzweiflung. Aber wir stehen vor Gott. Und wir dürfen, ja sollen ihn auffordern: Tu endlich etwas! Mache dein Wort wahr. Nein, sofortige Hilfe ist uns nicht zugesagt und oft ist es ein zäher Kampf um die eigene Zuversicht. Schau nicht auf den Frevler, nicht auf den triumphierenden Gegner, schau auf Gott und seine Möglichkeiten. Gottes Mühlen mahlen langsam. 

Montag, 26. August 2024  aus Psalm 9 
Ich will danken, HERR, aus ganzem Herzen, erzählen will ich all deine Wunder. Ich will mich an dir freuen und jauchzen, deinem Namen, Höchster, will ich singen. Wenn meine Feinde zurückweichen, werden sie straucheln und zugrunde gehen vor deinem Angesicht. Denn du hast mir Recht verschafft und für mich entschieden, dich auf den Thron gesetzt als gerechter Richter. 
Es gibt eine Menge Böses in dieser Welt. Wie können wir dem begegnen? Sollen wir selbst um unser Recht kämpfen, womöglich mit den gleichen Waffen wie die, die uns betrügen und schädigen? Damit wird die Welt kein bisschen besser, im Gegenteil. "Du hast mir Recht verschafft!", das ist der Kernsatz dieses Gebetes. Der Beter hat es erlebt: Er hat sich an Gott gewandt und ihn als gerechten Richter erlebt. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass man manchmal lange warten muss, bis die Feinde straucheln. Aber wir können auf diesem Wege Wunder erleben. Aber habe ich das Vertrauen, meine Sache ganz Gott anzuvertrauen? 

Sonntag, 25 August 2024  aus Psalm 8
Schaue ich deine Himmel, die Werke deiner Finger, Mond und Sterne, die du befestigt: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, du hast ihn gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit. Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über die Werke deiner Hände, alles hast du gelegt unter seine Füße. 
Wir können uns immer wieder darüber wundern, welche hohe Meinung die Bibel vom Menschen hat. Wenig geringer als Gott! Wir sind keine armen Würmer, keine Staubkörner im Universum, wir sind Gottes Stellvertreter auf Erden.  Freuen wir uns darüber! Wer eine hohe Stellung hat, hat hohe Verantwortung. Wir haben von Gott die Verantwortung für seine Schöpfung übertragen bekommen. Wie bringst du das zum Ausdruck, wie beeinflusst es dein alltägliches Handeln? Und wenn uns bewusst wird, wer wir von Gott her sind, wird es unsere Haltung uns selbst gegenüber beeinflussen. Du bist wertvoll! Gott hat sich etwas gedacht, als er dich schuf. Finde deine Aufgabe in dieser Welt und vergeude deine Zeit nicht. 

Samstag, 24. August 2024  aus Psalm 7

Gott ist ein gerechter Richter, ein Gott, der an jedem Tag zürnt. Fürwahr, wieder schärft der Frevler sein Schwert, spannt seinen Bogen und zielt. Doch gegen sich selbst hat er tödliche Waffen gerichtet, bereitet sich glühende Pfeile. Siehe, Unrecht empfängt er; er geht schwanger mit Unheil und gebiert Lüge. Ein Loch hat er gegraben und es ausgeschaufelt, da fiel er in die Grube, die er selber gemacht hat. Seine Untat kehrt auf sein Haupt zurück und auf seinen Scheitel steigt seine Gewalttat herab. 

Wir alle regen uns über schlimme Dinge auf, die in sozialen Medien geäußert werden. Da wird gehetzt und gelogen, da werden falsche Dinge verbreitet und über Verantwortungsträger Spott und Häme ausgegossen. Wie soll ich damit umgehen? Wohin mit meiner Wut darüber, dass Mitmenschen so agieren? Es kann helfen, sich mit dem Psalm klar zu machen, dass solche Menschen sich ihr eigenes Grab schaufeln, indem sie andere "erledigen". Ihr Hass wird sich am Ende gegen sie selbst richten, ihre Verachtung über dem eigenen Leben stehen. Nein, ich muss nicht gegen sie kämpfen - es ist Gottes Sache und eine Regel des Lebens selbst: Wer anderen schaden will, schadet sich am Ende selbst. Das ist nun kein Grund zur Schadenfreude, sondern hilft im Umgang mit solchen Mitmenschen zur Barmherzigkeit und zum Verstehen ihrer inneren Motive.  

Freitag, 23. August 2024  Psalm 6, 2 - 5
Ach, HERR, strafe mich nicht in deinem Zorn und züchtige mich nicht in deinem Grimm! HERR, sei mir gnädig, denn ich bin schwach; heile mich, HERR, denn meine Gebeine sind erschrocken und meine Seele ist sehr erschrocken. Ach du, HERR, wie lange! Wende dich, HERR, und errette meine Seele, hilf mir um deiner Güte willen!

Bist du schon einmal über dich erschrocken? Luther kommentiert diesen Vers mit den Worten: “Niemand bittet gründlich, der noch nicht gründlich erschrocken und verlassen ist.” Das Erschrecken über eine Tat oder einen Gedanken führt mir vor Augen, dass ich Abgründe in mir habe. Die Verlassenheit, von der Luther spricht, ist die Erfahrung, diesem Abgrund ausgeliefert zu sein, ohne Gott, ohne Hilfe. Die Bitte um Vergebung ist dann gründlich, wenn mir klar wird, wie weit ich mich in meinem Tun von Gott entfernt habe. Hier im Psalm verbindet der Beter das Erschrecken mit der Furcht vor Strafe. Was ist diese Strafe letztlich Anderes als das Getrenntsein von Gott? So betet David in einem anderen Psalm: “Nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir!” Erschrecke ich noch über Dinge, die “mir passieren”, wie ich über andere Menschen denke oder an ihnen handle?

Donnerstag, 22. August 2024      aus Psalm 5
Alle sollen sich freuen, die auf dich vertrauen, und sollen immerfort jubeln. Beschütze sie und sie werden jauchzen über dich, die deinen Namen lieben. Denn du, HERR, segnest den Gerechten. Wie mit einem Schild deckst du ihn mit Gnade.

So sollte es sein! Gott segnet die Gerechten - und die Ungerechten gehen unter.  Wie so oft in den Psalmen wird Gott aufgefordert, doch nach diesem Grundsatz zu handeln. Doch wir wissen, dass es oft nicht so ist.  Wie kann es sein, dass die Ausbeuter, die gottlosen Betrüger und Diebe davonkommen? "Gott, lass sie dafür büßen", heißt es in diesem Psalm. Aber hilft es uns wirklich, wenn wir uns über das böse Ende eines ungerechten Menschen freuen? Es geht doch viel mehr darum, die Zuwendung und Liebe Gottes im eigenen Leben zu entdecken und sich darüber zu freuen. Worin bist du in deinem Leben gesegnet? Wo entdeckst du Gottes Gnade über deinem Leben?  Dann lass die anderen ruhig Geld scheffeln und ihr Glück versuchen. Wie sie enden, ist nicht deine Sache. 

Mittwoch, 21.August 2024  aus Psalm 4
Viele sagen: Wer lässt uns Gutes schauen? HERR, lass dein Angesicht über uns leuchten! Du legst mir größere Freude ins Herz, als andere haben bei Korn und Wein in Fülle. In Frieden leg ich mich nieder und schlafe; denn du allein, HERR, lässt mich sorglos wohnen.

Was ist diese größere Freude? Die Freude bei Korn und Wein ist ja auch nicht schlecht - aber sie ist vorübergehend und sehr flüchtig. Die größere Freude entsteht aus der Gewissheit, dass mein Leben in Ordnung ist - und dass es, komme, was wolle, auch in Zukunft so sein wird. Gottes Angesicht leuchtet über deinem Leben, er schaut dich an und freut sich an dir. Die eigene Freude entsteht hier nicht als Freude an äußeren Dingen, sondern wird mir ins Herz gelegt. Eine Bedingung dieser tiefen Freude ist Sorglosigkeit. Das Wissen, dass ich nichts in der Hand habe, was meine Zukunft betrifft, kann einem jede Freude rauben. Doch ein Glaubender weiß: All das, was kommt, kommt aus Gottes Händen. Was mir morgen geschieht, ist kein Zufall, kein blindes Schicksal, es ist das, was Gott mir zumisst, ja auch zumutet.  Das glauben zu können, ist keine eigene Leistung, sondern ein Geschenk. 

Dienstag, 20. August 2024 Psalm 3, 2 - 6

 HERR, wie viele sind meine Bedränger; viele stehen gegen mich auf. Viele gibt es, die von mir sagen: Er findet keine Hilfe bei Gott. Du aber, HERR, bist ein Schild für mich, du bist meine Ehre und erhebst mein Haupt. Ich habe laut zum HERRN gerufen; da gab er mir Antwort von seinem heiligen Berg. Ich legte mich nieder und schlief, ich erwachte, denn der HERR stützt mich.
Laut rufen hilft! Das hat David erfahren. Am Abend hat er Gott angefleht, ihm zu helfen. Irgendwann in der Nacht ist er eingeschlafen – und am Morgen war eine neue Hoffnung da: Der Herr stützt mich! Es ist eine wichtige Erfahrung: Schlafen bedeutet sich überlassen, nichts mehr tun. „Vielleicht ist morgen alles zu Ende, vielleicht wache ich nicht mehr auf!“ Damit schläft man nicht gut ein. Es ist eine wichtige Übung, sich zuletzt Gott zu überlassen, ihm alles zu überlassen. Dann kann man die Erfahrung machen, dass am nächsten Morgen die Dinge in einem neuen Licht erscheinen und Probleme sich lösen. „Glauben heißt loslassen!“ sagt Richard Rohr. Was sollte ich heute Gott überlassen?

Montag, 19. August 2024  Psalm 1, 1 - 3
Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust am Gesetz des HERRN und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht! Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen,  der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl. 
Wir alle wollen, das unser Leben gelingt, dass es "wohl gerät".  Das ist kein Zufall oder Schicksal, sagt hier der Psalmsänger,  sondern es hängt davon ab, ob wir mit einer inneren Anteilnahme, ja Begeisterung und Überzeugung das "Gesetz des Herrn" befolgen. Es ist nichts anderes als das, was Jesus zusammenfasst: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst."  Wer sich von der Liebe zu Gott und den Mitmenschen bestimmen lässt, der wird erleben, dass sein Leben fruchtbar wird und er selbst niemals vertrocknet.  Was könnte das heute für dich bedeuten? 

Sonntag, 18. August 2024
Wenn der HERR alle seine Zusagen erfüllt und dich zum Herrscher über Israel macht, dann wirst du nicht bereuen, dass du heute auf deine Vergeltung verzichtet hast. Dein Gewissen wird rein sein, weil du dich nicht eigenmächtig gerächt und nicht das Blut unschuldiger Menschen vergossen hast. Und wenn der HERR dir Gutes erwiesen hat, dann denk auch an mich, deine Dienerin.« (1.Sam 25, 30 - 31)

Abigajil, die diese Worte zu David sprach, muss eine schöne und vor allem eine kluge Frau gewesen sein. Sie hält David auf, als er daran geht, die Beleidigungen ihres Mannes Nabal zu rächen.  Die ganze Geschichte ist recht widersprüchlich. Es liegt nahe, dass David, der die Herden Nabals geschützt hat, eine Art Schutzgeld erpressen will. Das passt nicht in unser Bild vom späteren edlen König, aber David muss seine Aufständigen-Truppe irgendwie ernähren. Als Nabal ihm jede Hilfe verweigert, zieht David mit seinen Männern aus, um Nabals Leute zu töten. Abigajil aber zieht ihm mit Lebensmitteln entgegen und findet die richtigen Worte, ihn aufzuhalten.  Es gibt Situationen, in denen meinen wir, wir seien im vollen Recht, uns zu wehren und denen ihre Schlechtigkeiten heimzuzahlen, die uns beleidigt, betrogen oder verleumdet haben. Gut, wenn uns dann eine Abigajil begegnet, die uns aufhält. Würdest du darauf hören? Wie sehr lässt du dich von deinen Emotionen leiten? 

Samstag, 17. August 2024
David sprach zu Saul: " Hier in der Höhle hat der HERR dich in meine Hand gegeben. Meine Männer haben mich gedrängt, dich umzubringen. Aber ich habe dich verschont. Ich sagte: ›Niemals werde ich meine Hand gegen meinen Gebieter erheben, denn er ist der Gesalbte des Herrn.‹ Sieh doch, mein Vater, was ich hier in der Hand halte: einen Zipfel deines Mantels! Ich hätte dich töten können, aber ich habe nur dieses kleine Stück abgeschnitten. Daran kannst du erkennen, dass ich mich nicht gegen dich gewandt habe und dir nichts Böses antun will." (1.Sam. 24, 11 - 12) 

Soll diese Geschichte einfach nur den Großmut Davids hervorheben?  König Saul hat ihn gejagt wie einen Verbrecher und nun könnte er das Blatt wenden. Doch er bringt Saul nicht um. Warum? Weil Saul der von Gott eingesetzte König ist. Es ist die Achtung vor Gottes Wahl, obwohl es heißt, Gott habe ihn in seine Hand gegeben. Saul ist zum Tyrannen geworden - doch Tyrannenmord ist nicht unsere Sache.  David ist in eine Wahl gestellt, bei der er abwägen muss. Wie viel Leid wird Saul noch erzeugen, wie viele seiner Leute töten? Muss er da nicht die Gelegenheit ergreifen? Doch David entscheidet sich anders. "Nur Verbrecher begehen Verbrechen" heißt es in Vers 14. Wenn David durch Gewalt an die Macht kommt, wird er ein Gewaltherrscher werden. Wer Konflikte erfolgreich durch Gewalt löst, wird das wieder und wieder tun. In welchen Auseinandersetzungen neige ich selbst zu "Gewaltlösungen"? 

Freitag, 16. August 2024
 Jonatan sagte zu David: »Der HERR, der Gott Israels, ist mein Zeuge: Bis übermorgen um diese Zeit habe ich herausgefunden, wie mein Vater über dich denkt. Sieht es gut für dich aus, dann schicke ich Boten, um dir das mitzuteilen. Sonst soll der HERR mich strafen! Sollte mein Vater tatsächlich Böses gegen dich planen, dann warne ich dich und lasse dich entkommen. So kannst du dich in Sicherheit bringen. Der HERR möge dir beistehen, wie er meinem Vater beigestanden hat. Bitte erweise mir mein Leben lang die Güte, die der HERR dir erwiesen hat, und lass mich am Leben, wenn du König wirst. Entzieh auch meinen Nachkommen nicht deine Gunst. (1.Sam. 20, 12 - 15)

Die Größe Jonathans besteht darin, dass er ganz bewusst in die zweite Reihe tritt. Er wird nicht König werden, sondern David. Warum verzichtet er auf das, was ihm menschlich doch zusteht und erreichbar ist? Weil er erkannt hat, dass David "von Gott gesegnet ist" und von ihm zum König bestimmt ist. Er hat seine Rolle im Leben angenommen. Das wird nicht einfach gewesen sein!  Wie kann es mir gelingen, meine Stelle im Leben zu finden und vor allem zu bejahen? Es ist eine Frage des Vertrauens Gott gegenüber.  Ehrgeiz und Weiterkommenwollen können eine gute Sache sein, aber es gibt eine Grenze. Sie ist da, wo wir Stellungen anstreben, die uns das Leben und Gott nicht bereit sind, zu geben. Dann heißt es:  Fülle das aus, was dir entspricht und sei dabei zufrieden. 

Donnerstag, 15. August 2024
 Nach Davids Unterredung mit Saul entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zwischen Sauls Sohn Jonatan und David. Jonatan gewann David lieb wie sein eigenes Leben. Saul behielt David von nun an in seinem Dienst und ließ ihn nicht mehr zu seiner Familie zurückkehren. Aus Liebe zu David schloss Jonatan mit ihm einen Bund, der ihre Freundschaft festigte. Er zog seinen Mantel und sein Gewand, das er unter der Rüstung trug, aus und schenkte sie David, dazu noch sein Schwert, seinen Bogen und seinen Gürtel. (1.Sam 17, 1 - 4)

Die Freundschaft zwischen David und Jonathan ist höchst bemerkenswert. Denn Jonathan musste wissen - oder es wurde ihm mehr und mehr klar - dass Davids Erfolge seine eigene Stellung als Königssohn und späterer Nachfolger König Sauls gefährdete. Es scheint ihm egal gewesen zu sein. Die Freundschaft, die sich zwischen ihnen entwickelte, ist ihm mehr wert als alles andere. Und so ist es bis heute: Der Wert einer echten Freundschaftsbeziehung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Hast du eine Freundin oder einen Freund? Was tust du für diese Freundschaft? Es heißt, Liebe mache erfinderisch - Jonathan schenkt seinem Freund die kostbarsten Dinge, die er hat. Wir machen oft den Fehler, Freundschaft als Zusatz zu all dem anderen zu sehen, was uns beschäftigt.  Wir kümmern uns um sie, wenn wir gerade mal Zeit haben - das heißt, oft eben nicht. Doch Freundschaft braucht Zeit und Zeichen ihrer Lebendigkeit. 

Mittwoch, 14. August 2024
Und David fuhr fort: »Der HERR, der mich aus den Pranken von Löwen und Bären gerettet hat, wird mich auch aus der Hand dieses Philisters retten!« »Gut«, sagte Saul, »dann geh. Möge der HERR dir beistehen!« (1.Sam 17, 37)
Die Geschichte ist zum Sprichwort geworden: David gegen Goliath. Vertrauen auf Gottes Beistand gegen Stärke und Überheblichkeit. Goliath steht für den Menschen, der auf seine eigene Stärke und auf seine Rüstung vertraut. David für den Menschen, der sich auf Gott verlässt. Die Soldaten Israels sehen auf die Rüstung und die enorme Stärke des Gegners und wissen, dass sie dem nichts entgegenzusetzen haben. So ist es ja oft im Leben: Wir haben unseren Gegnern nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Sie sind stärker und besser gerüstet. Aber wir haben wie David eine andere Möglichkeit: Wir können auf Gottes Hilfe vertrauen. Wenn dieses Vertrauen da ist, kann es gelingen, die eigenen Stärken zu mobilisieren und sich auf das zu besinnen, was wir wirklich können. Bei David ist es die Steinschleuder, die er perfekt beherrscht. Was ist es bei dir? Mit welcher Begabung kannst du gegenüber deinem Gegner bestehen? Vielleicht Humor oder Schlagfertigkeit oder aber eine stille Beharrlichkeit, die weiß, dass die Stärke des Anderen nur Fassade und Rüstung ist?

Dienstag, 13.August 2024

Immer wenn der böse Geist, den Gott geschickt hatte, von Saul Besitz ergriff, nahm David die Harfe und spielte. Das verschaffte Saul Erleichterung. Es ging ihm dann besser, und der böse Geist verließ ihn. (1.Sam 16, 23) 
Immer wieder stoßen wir im ersten Testament auf die Überzeugung, dass nichts geschieht, was Gott nicht lenkt. So ist der böse Geist, der Saul quält, hier auch von Gott geschickt.  Doch merkwürdig - dieser Geist lässt sich durch das Harfenspiel des jungen David vertreiben. Wir würden Sauls Problem heute als Depression bezeichnen. Lässt sie sich durch Musik besiegen? Der Text spricht nur von "Erleichterung".  Die tiefere Ursache ist bei König Saul, dass Gottes Geist ihn verlassen hat. Er hat den Sinn seines Lebens und seine Lebensaufgabe verloren. Gott hat ihn verworfen. Ist diese Verwerfung unumstößlich? bei Saul scheint das so zu sein. Doch wir glauben, dass es keine verworfenen Menschen gibt. Jesus hat alle zu sich eingeladen und sich gerade denen zugewandt, die als verworfen galten. Auch für Saul gäbe es einen Weg zurück zu Gott. Aber er ist nicht bereit, ihn zu gehen. Für Dich gilt: Was immer du getan hast, du bist nicht von Gott verworfen, sondern von ihm geliebt. 

Montag, 12. August 2024
Aber der HERR sagte zu Samuel: »Lass dich nicht von seinem Aussehen und seiner stattlichen Größe beeindrucken! Ich habe ihn nicht ausgesucht. Ich urteile nach anderen Maßstäben als die Menschen. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, ich aber sehe das Herz.«

Samuel begutachtet die Söhne Isais. Einer von ihnen soll König nach Saul werden. Doch wer ist es? Gleich beim ersten, einem stattlichen jungen Mann, denkt er: "Der ist es!" Doch Gott sieht das anders. In der Bibel wird oft geschildert, dass Gott nach anderen Kriterien urteilt als wir. Oft wird das erwählt, was klein und schwach ist. So ist es ja auch Israel ergangen - es war das kleinste unter den Völkern.  Wonach beurteilst du Menschen? Von was lässt du dich leicht beeindrucken? Wie kann man sehen, was im Herzen eines Menschen ist? ein Kriterium: Achte darauf, wie dieser Mensch schwächere Menschen behandelt und wie er über sie spricht.

Sonntag, 11. August 2024 
"Meinst du, dem HERRN gefallen Brand- und Schlachtopfer genauso gut wie Gehorsam gegenüber seinen Weisungen? Lass dir gesagt sein: Es ist besser, dem HERRN zu gehorchen, als ihm Opfer darzubringen. Auf ihn zu hören ist besser, als ihm das beste Fett von Schafböcken zu opfern. Sich Gottes Anweisung zu widersetzen ist eine Sünde wie Wahrsagerei, und eigenmächtig gegen ihn handeln ist nichts anderes als Götzendienst."  (1.Sam. 15, 22 - 23) 
Für sich genommen ist die Botschaft dieser Worte klar.  Samuel richtet sie an Saul, nachdem dieser den Bann an dem Volk der Amalekiter nicht vollständig vollstreckt hatte. Opfergaben können den Gehorsam gegenüber Gottes Weisungen nicht ersetzen.  die Opfer werden sinnlos, wenn zugleich die Weisungen Gottes missachtet werden. Manche arbeiten und engagieren sich in großartiger Weise, missachten aber die Werte und Normen, die Gott uns gesetzt hat. Ihr Dienst ist in der Gefahr, sinnlos zu werden. 
Das Problem dieser Worte ist die Situation, in die sie gesprochen werden. Saul sollte auf Befehl Gottes alles Lebendige der Amalekiter töten, also einen Genozid vollziehen. Da müssen wir uns nun entscheiden: Im Licht der Botschaft Jesu von Gott ist das eine Unmöglichkeit. Wer dem "Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen" Jesu folgt, kann keinen Genozid als Befehl Gottes akzeptieren. Vermutlich stehen Reinheitsvorstellungen dahinter - nichts Unreines soll ins Volk Gottes eingehen. Unrein aber macht nicht das, was in das Volk eingeht, sondern das, was von ihm ausgeht - So ähnlich hat das Jesus für die Speisevorschriften formuliert.  Auch heute geht es nicht darum, die Feinde Israels, Hamas und Hisbollah zu vernichten, sondern zu einem gerechten Frieden zu finden.  

Samstag, 10. August 2024
 Saul erwiderte: »Wenn ich mich nicht an meinen Schwur halte, dann soll mich Gottes Strafe treffen! Jonatan, du musst sterben!« Doch da schritten die Soldaten ein: »Soll Jonatan wirklich sterben? Das lassen wir nicht zu! Er hat doch durch seine Heldentat Israel zum Sieg verholfen! So wahr der HERR lebt: Ihm soll kein Haar gekrümmt werden! Denn mit Gottes Hilfe hat er heute den Sieg errungen.« So lösten sie Jonatan aus, damit er nicht sterben musste. (1.Sam. 14, 44 - 45)

Es ist ein bizarres Geschehen, das hier geschildert wird. Saul hatte geschworen, dass jeder sterben muss, der vor dem Abend etwas isst. Jonathan, sein Sohn wusste davon nichts und nahm etwas Honig zu sich. Der König fühlt sich so sehr an seinen Schwur gebunden, dass er bereit ist, seinen eigenen Sohn zu töten. Seine Kämpfer müssen einschreiten und Jonathan retten. Das kommt davon, wenn man Gesetze für andere Menschen aufstellt, die nichts mit Gott zu tun haben! Bei uns geht es meist nicht um Leben und Tod, aber es gibt Schwüre, die uns binden und uns am Leben hindern. "Ich werde niemals..."  oder "Mit dir werde nie mehr..."  sind solche bindenden Sätze.  Die gute Nachricht ist: Gott ist dabei nicht auf unserer Seite, er ist immer auf der Seite des Lebens und seiner Möglichkeiten. Du kannst dich von negativen, lebensfeindlichen Schwüren befreien! 

Freitag, 9.August 2024
»Du hast den Befehl, den der HERR, dein Gott, dir gegeben hat, missachtet. Gerade jetzt hätte der HERR dir und deinen Nachkommen für immer die Königsherrschaft über Israel zugesprochen. Doch nun wird deine Herrschaft nicht von Dauer sein. (1.Sam. 13, 13 - 14)

In diesem Spruch Samuels gegenüber Saul könnte man ein ziemlich strenges Gehorsamsschema entdecken.  "Wenn du nicht tust, was Gott will, wirst du verworfen!" Mit solchen Sätzen fordern religiöse Führer schon immer Gehorsam. Hier geht es aber um etwas Anderes. Saul hat eine Opferzeremonie geleitet, die Samuel leiten sollte. Doch der alte Richter kam zu spät und die Truppen Sauls drohten auseinanderzulaufen. War das, was Saul getan hatte, so schlimm? Es geht im Hintergrund um zwei Fragen: Zum einen darum, ob der König priesterliche Autorität beanspruchen darf. Das wird klar verneint. Opfern dürfen die Priester, nicht die Regierenden. Dass Könige - wie heute noch in England - Oberhaupt ihrer Kirche sind, ist eine Fehlentwicklung gewesen. Zum Anderen hat Saul ein persönliches Problem: Er vertraut zu wenig auf Gott. Darum kann er nicht warten. Und darin kann ich mich entdecken. Ich werde viel lieber selbst tätig, als darauf zu warten, dass Gott in irgendeiner Weise eingreift. Aber - diese Frage bleibt mir - ist Gott so unbarmherzig, dass er den ängstlich tätig werdenen Menschen verwirft? 

Donnerstag, 8.August 2024
Der HERR wird sein Volk nicht verstoßen – dafür steht er mit seinem großen Namen. Denn dem HERRN hat es gefallen, gerade euch zu seinem Volk zu machen. (1.Sam 12, 22) 
I
Die Erwählung Israels, von der Samuel hier spricht, gilt bis heute. Der Gott, an den wir Christen glauben, ist dieser Gott, der für Israel einsteht. Es gibt keinen Grund für diesen Vorzug, allenfalls, dass es das kleinste unter den Völkern war.  Zu Israel zu stehen, ist nicht nur "deutsche Staatsräson", es ist die bleibende Verpflichtung der Christen, die zu dem gleichen Gott beten. Wie stehst Du zu Israel? Angesichts der furchtbaren Dinge, die in Gaza geschehen, ist das nicht leicht zu beantworten Es gibt Böses und Falsches auf beiden Seiten. Und doch ist Israel Gottes Volk und als solches zu gerechtem Handeln bestimmt. Beten wir, dass die drohende neue Konfrontation im Nahen Osten nicht zu einem großen Krieg wird! 

Mittwoch, 7. August 2024
»So spricht der HERR, der Gott Israels: ›Ich habe euch damals aus Ägypten geführt und aus der Gewalt der Ägypter und aller Völker befreit, die euch unterdrückt haben.‹  "Aber jetzt verwerft ihr euren Gott, der euch aus allen Nöten und Bedrängnissen gerettet hat, und verlangt von ihm: ›Setz einen König über uns ein!" (1.Sam. 10, 18 - 19)

Samuel sieht sehr klar, was das Volk verlangt, indem es einen König haben will: Es verlangt, dass die Macht, die Gott innehat, auf einen einzelnen Menschen übertragen wird. Wir Menschen sind von durchsetzungsfähigen Menschen fasziniert. Sie begeistern uns, wir folgen ihnen gerne. Das geht selten gut, denn nur wenige Menschen können gut mit Macht umgehen. Die Israeliten verwerfen ihren Gott, weil sie einem einzelnen Menschen mehr vertrauen als ihm. Immer wieder werden sie die Erfahrung machen, dass ihre Könige sie falsch leiten. Wir sind heute froh, dass wir in einer Demokratie leben. Was tun wir dafür, sie zu bewahren? Durchschauen wir das Gerede "starker" Männer oder Frauen? Beten wir darum, dass unsere Institutionen erhalten bleiben und sie sich nach den Gesetzen ausrichten, die letztendlich von Gott her kommen. 

Dienstag, 6.August 2024 
"Dann wird der Geist des HERRN über dich kommen, und auch du wirst in Verzückung geraten und prophetisch reden. So wirst du in einen anderen Menschen verwandelt werden.  Wenn diese Zeichen eingetroffen sind, dann pack an, was dir vor die Hände kommt – Gott ist bei dir!" Als Saul sich von Samuel verabschiedete und fortging, verwandelte Gott sein Herz.(1.Sam. 10, 6 - 7 + 9) 

Die Worte, die hier stehen, spricht Samuel zu dem jungen Saul, der noch nicht recht weiß, was der alte Seher vom ihm will. Er kündigt ihm eine geistliche Erfahrung an, in der sein Innerstes verwandelt werden wird. Saul braucht diese Verwandlung, denn anders kann er seine Aufgabe als König nicht bewältigen.  Es gibt Bekehrungsmomente im Leben, in denen uns Gott besonders nahe ist. Momente, die uns verändern und in einer Weise begaben, so dass wir neue Wege beschreiten können. Wir haben solche Momente nicht in der Hand, sie geschehen von Gott her.  Es ist gut, sich daran zu erinnern: Wann habe ich solche Momente erlebt? Wo hat mein Lebensweg eine Wende erlebt? Oder auch: Habe ich Sehnsucht danach, dass Gott mich so bei der Hand nimmt und meinen Weg verändert? Oder möchte ich mein Leben lang "Esel suchen"? 

Montag, 5.August 2024
Der HERR hatte Samuel einen Tag zuvor angekündigt: »Morgen um diese Zeit werde ich einen Mann aus dem Stammesgebiet Benjamin zu dir schicken. Salbe ihn zum Anführer meines Volkes Israel! Er wird mein Volk aus der Gewalt der Philister befreien. Denn ich schaue voll Erbarmen auf mein Volk, seinen Hilferuf habe ich gehört.« (1.Sam. 9 15 - 16) 

Saul ist dieser Mann. Er ist damit beschäftigt, die Eselinnen seines Vaters zu suchen und findet dadurch seinen Weg zu Samuel. Gott hat also Saul erwählt, um die Existenz des Volkes zu sichern. Wir wissen, dass König Saul am Ende scheitern wird. Hat Gott das nicht gewusst? Es ist ein unlösbarer Widerspruch in unser aller Leben: Gott weiß, was da herauskommen wird - und lässt uns dennoch die Wahl. Denn Saul fällt zuerst gute Entscheidungen und tut, wozu Gott ihn beauftragt hat. Er ist ein erfolgreicher Kriegskönig. Doch dann verführen ihn Stolz und Eigensinn. Saul ist eine Mahnung an uns: Du bist von Gott erwählt und gesegnet - und du kannst deinen Weg wählen und bist für ihn verantwortlich. Welche Entscheidungen deines Lebens passen zu deiner Berufung als Kind Gottes - und welche nicht? 

Sonntag, 4.August 2024
 Doch das Volk weigerte sich, auf Samuels Warnung zu hören. Sie riefen: »Nein! Wir wollen einen König! Wir wollen so sein wie alle anderen Völker! Unser König soll für uns Recht sprechen und uns im Krieg anführen!« Samuel hörte sich alles an und sagte es dem HERRN. »Lass ihnen ihren Willen und setz einen König über sie ein!«, antwortete der HERR. (1.Sam. 8, 19 - 22)

Samuel ist alt geworden und seine Söhne haben nicht sein Format. Das Volk ist unzufrieden und fordert einen König. Samuel benennt ihnen alle Nachteile eines Königtums, aber sie wollen das nicht hören. "Gott ist unser König", so haben die Israeliten es oft gesungen, aber nun genügt das nicht mehr. Und was macht Gott? Er gibt ihrem Willen nach! Warum? Will er, dass sie die Folgen ihres Verlangens erleben? Bemerkenswert ist jedoch, dass Gott diesen Weg mitgeht. Könige wie David oder Salomo sind von Gott gesegnet. Gott weiß, dass wir Menschen uns den Trends und Moden unserer Zeit kaum entziehen können. Wir treffen Entscheidungen und gehen Wege, die objektiv unnötig oder gar falsch sind. Gott geht diese Wege mit! Sein Segen hängt nicht von unseren Entscheidungen ab, sondern von seiner Barmherzigkeit, die kein Ende hat.  (Klagelieder 3,22) 

Samstag, 3.August 2024
Während Samuel noch das Opfer verbrannte, rückten die Philister zum Kampf gegen Israel heran. Der HERR aber ließ es über den Philistern so heftig donnern, dass sie in Panik gerieten und von den Israeliten geschlagen wurden. Die Männer Israels verfolgten sie von Mizpa bis hinter Bet-Kar und töteten viele von ihnen. Zwischen Mizpa und Jeschana stellte Samuel ein Steinmal auf. Er gab ihm den Namen Eben-Eser (»Stein der Hilfe«) und sagte: »Bis hierher hat der HERR uns geholfen.« (1.Sam. 7, 10 - 12) 

Nein, wir lesen nicht gerne von kriegerischen Auseinandersetzungen, von Leid und Tod.  Aber immer wieder haben die Philister versucht, das Volk Israel zu unterdrücken und zu versklaven. Hier wird eine Begebenheit geschildert, in der Israel siegt. Man kann es sich leicht vorstellen: Die kampfbereiten Philister werden durch ein heftiges Gewitter erschreckt. Und die Israeliten wurden davon nicht erschreckt? Sie werden sich zugerufen haben: Das ist unser Gott, der für uns donnert! Einmal abgesehen davon , dass wir die Ursache des Donners kennen, gibt es immer wieder die Erfahrung, dass ganz natürliche Dinge zum rechten Moment geschehen. Ein Ungläubiger bemerkt das zufällige Gewitter - der Gläubige bekennt: "Gott hat uns geholfen!"  Oder: Ein verirrter Bergwanderer in dunkler Nacht betet um Hilfe - und der Wirt einer Berghütte schaltet kurz die Außenbeleuchtung an. Zufall? Kennst du auch Beispiele dieser Art, ganz natürliche Dinge, die für dich ein Eingreifen Gottes waren? 

Freitag, 2.August 2024 
 Da forderte Samuel alle Israeliten auf: »Wenn ihr von ganzem Herzen wieder zum HERRN zurückkehren wollt, dann entfernt die Figuren der fremden Götter und Göttinnen aus eurer Mitte! Wendet euch ohne Wenn und Aber dem HERRN zu und dient ihm allein. Dann wird er euch aus der Gewalt der Philister befreien.« (1.Sam. 7, 3) 

Warum  läuft Israel fremden Göttern nach? Anders als ihr eigener Gott gab es für sie Standbilder, man konnte sich etwas unter ihnen vorstellen! Es waren keine Götter, die sich zu sehr in den Alltag einmischten und harte Gebote erließen wie etwa das  Ehebruchsverbot oder die Sabbatheiligung. Für jedes Bedürfnis und Problem gab es einen Gott oder eine Göttin.  In den Tempeln gab es wilde Feste, die in Orgien ausarten konnten. Der Gott Israels war im Vergleich ein wenig schlicht und viel zu streng. Wie ist das bei uns? "Woran du dein Herz hängst, das ist rechteigentlich dein Gott", sagt Luther. So betrachtet haben wir eine Menge Götter. Woran hängt dein Herz? Worum kreisen deine alltäglichen Gedanken, was beschäftigt dich und wem dienst du? Denn diese "Götter" fordern unseren Dienst statt uns frei zu machen.  Gott fordert auch unseren Dienst - aber dieser Dienst soll mich in die Freiheit führen. Aber glaube ich das?  

Donnerstag, 1.August 2024
Die führenden Männer sagten: "Lasst uns die Bundeslade des HERRN aus Schilo holen! Dann ist Gott mitten unter uns und rettet uns aus der Hand unserer Feinde!" So schickten sie einige Männer nach Schilo. Sie sollten die Bundeslade holen, über deren Kerub-Engeln der HERR, der allmächtige Gott, thronte. Elis beide Söhne Hofni und Pinhas begleiteten die Lade. Als die Bundeslade im Heerlager ankam, brachen die Israeliten in so lautes Jubelgeschrei aus, dass davon die Erde dröhnte. (1.Sam. 4, 3 - 5) 

So einfach stellten die "führenden Männer" es sich vor, Gott auf ihre Seite zu ziehen.  Sie haben in der Geschichte viele Nachfolger, die dafür sorgen wollten, dass Gott auf ihrer Seite kämpft - wir können an jene Führer denken, die "Gott mit uns" auf den Koppelschlössern ihrer Solodaten anbrachten. Hier soll die Bundeslade Gottes Anwesenheit sicherstellen. Doch das ganze Unternehmen geht katastrophal schief. Die Philister besiegen die Israeliten und nehmen die Bundeslade als Kriegsbeute mit. Die Israeliten mussten damals bitter lernen, dass ihr Gott nicht verfügbar ist. Er lässt sich nicht in einem Kasten einsperren. Und lassen wir uns heute nicht von Jubelgeschrei und allzu lautem Lobpreis täuschen: Ob Gott in besonderer Weise da ist, entscheiden nicht wir, sondern Gott allein! 

Mittwoch, 31. Juli 2024
Samuel wuchs heran. Der HERR stand ihm bei und ließ nichts von dem unerfüllt, was er durch Samuel ankündigen ließ. Alle Israeliten, von Dan im Norden bis Beerscheba im Süden, erkannten, dass der HERR ihn als Prophet bestätigt hatte. Auch in den nächsten Jahren offenbarte sich der HERR weiterhin in Schilo, er erschien Samuel dort im Heiligtum und sprach zu ihm. (1.Samuel 3, 19 - 21) 
Warum gerade Samuel? Warum liegt auf ihm eine besondere Begabung Gottes? Wir wissen es nicht, warum Gott bestimmte Menschen aussucht. Aber wir bekommen es mit. "Alle Israeliten erkannten es." heißt es.  Es sind nicht nur die Prophetien, die in Erfüllung gegangen sind, sondern eine echte Autorität, die nicht in Zweifel gezogen wird. Kennst Du solche Menschen, denen man sich fraglos unterordnet, weil sie diese Autorität haben? Natürlich haben auch sie ihre Fehler und Schwachstellen, aber wir spüren, dass Gott in bestimmten Situationen aus ihnen spricht und dann ist es gut, ihnen zu folgen.

Dienstag, 30. Juli 2024 
Samuel ging und legte sich wieder an seinem Platz schlafen. Da trat der HERR zu ihm und rief wie die vorigen Male: »Samuel, Samuel!« Und Samuel antwortete: »Rede, HERR, dein Diener hört!« (1.Sam. 3, 10) 
Mehrfach muss Gott den Samuel anrufen.  Auch Eli, der Priester, begreift zuerst nicht, dass Gott zu ihm redet. Endlich fällt der richtige Satz: "Rede, Herr, dein Knecht hört."  Gibt es Bedingungen dafür, dass wir Gottes Stimme hören? Hier ist es die Erwartung, dass Gott überhaupt reden will. Beide haben sie nicht, Eli, weil er lange nichts von Gott gehört hat und Samuel, weil ihm diese Erfahrung ganz fehlt. Wie sieht es bei Dir aus? Erwartest du - noch - dass Gott zu dir reden will? Das kann durch viele Kanäle geschehen und geschieht wahrscheinlich schon. "Ich höre zu!" - Aufmerksamkeit ist die erste Voraussetzung, Gottes oft leises Reden zu vernehmen. 

Montag, 29. Juli 2024 
 Der junge Samuel diente dem HERRN unter Aufsicht des Priesters Eli. Zu dieser Zeit geschah es nur noch selten, dass der HERR zu seinem Volk sprach oder sich durch Visionen offenbarte. (1.Samuel 3,1) 
Es gab in Israels Gottesbeziehung Zeiten der Fülle und Zeiten der Trockenheit. Eine solche Zeit schildert dieser Text, aber das hat einen Grund. Die Söhne Elis sind korrupt, sie vergreifen sich an den Opfergaben und verachten die Gottesdienste im Heiligtum. Sie kümmern sich nicht um die Beziehung zu Gott und Gott schweigt. Das heißt: Wenn uns Gott und seine Gebote, Gottesdienst, Gebet und sein Wort gleichgültig oder gar lästig sind, werden wir nichts mehr von Gott hören. Im Jakobusbrief heißt es: "Naht euch zu Gott und er naht sich zu euch." Umgekehrt könnte man sagen: "Entfernt euch von Gott und er entfernt sich von euch."  Wer sucht, findet Gott, wem Gott gleichgültig ist, wird ihn nicht finden. 

Sonntag, 28. Juli 2024 
Der HERR tötet und macht lebendig, er bringt hinunter ins Totenreich und ruft wieder ins Leben zurück. Der HERR macht arm und macht reich, er erniedrigt und erhöht. Wer elend im Staub liegt, den richtet er auf; den Armen holt er heraus aus dem Schmutz. (1.Sam 2, 6 - 8) 

Diese Worte aus dem Lobgesang der Hanna entspringen ihrer Erfahrung. Die unfruchtbare, verspottete und gedemütigte Frau hat den Erben geboren, sie ist nun hochgeachtet. Aber ist dieses Gottesbild unser Gottesbild? Ein Gott der arm macht, der erniedrigt und tötet? Ist das der "liebe Gott"? Es ist die Überzeugung, dass dieser Gott alles in der Hand hat und es nichts gibt, das sich seiner Macht entzieht. Auch Leid und Tod kommen von ihm. Es ist kein Leid in der Stadt, das der Herr nicht tut (Amos 3,6). Wir glauben andererseits, dass uns nichts von der Liebe Gottes trennen kann. (Röm. 8). Was nun? Wir können angesichts von Not und Elend keine Antwort auf das Warum finden. Aber wir können wie Hanna beten, an die Liebe Gottes appellieren und ihn daran erinnern, dass er der Gott der Liebe ist. 

Samstag, 27.Juli 2024
Hanna betete nämlich still, nur ihre Lippen bewegten sich. Ihre Stimme war nicht zu hören. Darum hielt Eli sie für betrunken. Er stellte sie zur Rede: »Wie lange willst du dich hier so betrunken aufführen? Geh und schlaf erst mal deinen Rausch aus!« (1.Samuel 1, 13 - 14) 

Die bewegende Geschichte der Hanna beginnt mit einem Missverständnis.  Voll Verzweiflung betet sie am Heiligtum und der Oberpriester Eli beobachtet sie. Sie ist eine gemobbte Frau, die zweite Frau ihres Mannes verspottet sie, weil sie keine Kinder bekommt. Was veranlasst Eli zu dieser Fehlinterpretation der Szene? Vermutlich seine Vorurteile. Er kann sich nicht vorstellen, dass eine Frau so lange und ernsthaft betet. Leider sind wir alle dafür anfällig. Stell dir vor, du siehst einen nicht sonderlich gut angezogenen Mann verkrümmt mitten auf dem Gehsteig liegen. Klar, wieder ein Betrunkener, ein Penner! Aber möglicherweise ist es ein Mann, der gerade einen Herzinfarkt hat und dringend deine Hilfe braucht! Vorurteile bringen uns dazu, Menschen Unrecht zu tun und ihnen Nächstenliebe zu verweigern. Welche Vorurteile hast du? Wem gehst du lieber aus dem Weg?

Freitag, 26.Juli 2024 
 Die führenden Männer und alle anderen Leute am Stadttor bekräftigten: »Ja, wir sind Zeugen! Möge der HERR die Frau, die jetzt in dein Haus kommt, so fruchtbar machen wie Rahel und Lea, die zusammen das Volk Israel begründet haben! Mögest du hier in Efrata Reichtum und Einfluss erlangen. Dein Name soll berühmt werden in Betlehem. (Ruth 4, 11) 

Es ist gut gegangen. Boas wusste, dass es noch einen anderen Mann gab, der Ruth nach dem damaligen Erbrecht sogar noch eher hätte heiraten können. Er führt darüber eine öffentliche Verhandlung und riskiert dabei, den Kürzeren zu ziehen. doch so ist es ihm offenbar lieber - keine Mauschelei, sondern ein offenes Verfahren vor dem Gericht der Stadt. Vielleicht hat Boas sich gesagt: "Wenn es Gottes Wille ist, dass ich Ruth heirate, dann wird es gut gehen."  Tatsächlich - der Andere verzichtet auf Ruth. Ich denke, diese Einstellung ist in vielen Lebenslagen hilfreich für innere Gelassenheit. Ob jemand ein Haus oder ein Auto kauft, sich auf eine Stellung bewirbt oder ans Heiraten denkt - es gibt nach allem Einsatz dafür (der schon auch nötig ist) einen Punkt, an dem du dir sagen kannst: Gott wird dafür sorgen, dass es gut wird, wenn es sein Wille ist. Und wenn die Sache platzt, wird er für neue Möglichkeiten sorgen. Entspanne dich! 

Donnerstag, 25. Juli 2024

 Als Boas gegessen und getrunken hatte, legte er sich fröhlich und zufrieden am Rand des Getreidehaufens schlafen. Rut kam leise dazu, schlüpfte unter seine Decke und legte sich ans Fußende.
Diesen Plan hatte Naomi, die Schwiegermutter ausgeheckt.  Ruth befolgte ihn und machte Boas auf diese eindeutige Weise auf sich aufmerksam. Boas war wohl ein wenig begriffsstutzig, er kam nicht darauf, um Ruth zu werben. Der Plan war riskant, denn Ruth war nicht geschützt, sollte der leicht betrunkene Boas über sie herfallen. Aber alles ging gut und Ruth konnte den entscheidenden Satz anbringen: "Gib mir ein Zeichen, dass du mich heiraten willst."  Boas war offenbar nicht abgeneigt. Vielleicht hatte er gedacht, er sei zu alt oder zu hässlich für Ruth? Jedenfalls: Ihre mutige Initiative brachte etwas ins Rollen, das Nachwirkungen bis heute hat. Denn Ruth ist so die Urgroßmutter des Königs David geworden.  Gibt es Dinge in deinem Leben, die Mut erfordern? Etwas, das du noch nie getan hast oder das "man" nicht tut? Frage einen erfahrenen Menschen, eine "Naomi" um Rat. Und wenn sie dir zurät, dann: Los! 

Mittwoch, 24.Juli 2024
»Jetzt sehe ich, dass der HERR die Lebenden und die Toten nicht vergisst." (Ruth 2, 20)

Diesen Satz ruft Naomi aus, als ihr Ruth erzählt, dass der freundliche Mann Boas heißt. Es ist ihr Verwandter, an den Ruth zufällig geraten ist. Zufällig? Sie sieht dahinter Gottes Wirken, der sie und Ruth nicht vergessen hat. Kennst du auch solch merkwürdige Zufälle? Begegnungen, die sich als Segen erwiesen haben? Ereignisse, die dich geprägt haben? Dinge, die einfach so passiert sind? "Gott spannt leise feine Fäden, die du leicht ergreifen kannst." heißt ein Lied von Clemens Bittlinger. Wo sind die Fäden Gottes an diesem Tag?

Dienstag, 23.Juli 2024
Da sprach Ruth zu Boas: "Mein Herr, ich danke dir für deine große Freundlichkeit! Deine Worte geben mir Mut und Hoffnung! Du schenkst mir deine Gunst, obwohl ich doch viel geringer bin als deine Mägde." 

Der Landwirt Boas, der "zufällig" aus der gleichen Sippe stammt wie Ruths verstorbener Mann, hat sie ährenlesend auf seinem Feld entdeckt. Eine junge Moabiterin, die sich das Recht der Nachlese herausnimmt, das Israeliten zusteht. Aber er verjagt sie nicht, sondern erlaubt ihr sogar, von seinem Wasser zu trinken.  Er hat gehört, dass Ruth Naomi gefolgt ist und das hat ihn beeindruckt. Und er sieht, dass Ruth sehr fleißig sammelt. Boas ist ein Mann, der aufmerksam ist - er macht sich Gedanken über seine Mitmenschen, selbst wenn es sich um eine Ausländerin handelt. Seine wenigen Worte geben Ruth Mut und Hoffnung.  Wir haben in unserer Umgebung viele Geflüchtete, Ausländer, die oft aus großen Nöten zu uns kommen. Wie leicht können wir ihnen Mut machen und Hoffnung geben! Ein Gespräch, ein gemeinsames Essen, eine freundliche Geste - all das schafft Hoffnung. Sehen wir die Menschen um uns her, die das brauchen?`

Montag, 22. Juli 2024 
Dränge mich nicht, dich zu verlassen! Ich will mich nicht von dir trennen! Wohin du gehst, dahin will auch ich gehen. Wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. (Rut 1, 16)
Der berühmte Satz der Ruth, den sie zu ihrer Schwiegermutter Noemi sagt, zeugt von einer bemerkenswerten Entschiedenheit. Sie hat sich nach dem Tod ihres Mannes entschlossen, Noemi und ihren Gott nicht zu verlassen, obwohl so viel dagegen spricht. Denn Naomi will nach Israel zurückkehren. Ruth könnte wie ihre Schwägerin Orpa zu ihrem Volk der Moabiter zurückkehren. Sie weiß, dass das Leben als Ausländerin in Israel hart werden wird. Aber sie lässt sich nicht von ihrem Entschluss abbringen. Gibt es in deinem Leben Entschlüsse, die du als richtig und gut erkannt hast, bei denen du aber nicht geblieben bist? Warum? Was hat dich davon abgehalten? Wo hast du die Erfahrung gemacht, dass aus einem durchgehaltenen Entschluss etwas Gutes entstanden ist?  Ruth wird am Ende großen Segen erfahren - von Orpa wird nichts mehr berichtet. Entschlusskraft hat viel mit dem Vertrauen zu tun, dass ich ein Ziel erreichen werde. 

Sonntag, 21. Juli 2024 
Damals gab es in Israel keinen König, und jeder handelte so, wie es ihm richtig erschien.  (Richter 21, 25) 
Dieser Satz steht mitten im Buch der Richter. Wahrscheinlich dämmerte dem Autor in späteren Jahrhunderten, das all das, was er da schilderte, nicht gerade Ruhmestaten waren: Kriege untereinander, Verfluchungen, Massaker, Frauenraub und so fort. So geht es in einer Gesellschaft zu, in der eine zentrale Macht fehlt, die Recht und Ordnung garantiert. Natürlich sollte diese Macht selbst auf Recht und Ordnung verpflichtet sein. Sind wir für unsere staatlichen Institutionen dankbar? Danken wir Gott, dass wir nun schon fast 80 Jahre in Frieden leben? Oder stimmen wir ein in den Chor jener, die diese Einrichtungen verachten, lächerlich machen und am liebsten abschaffen würden? 

Samstag, 20. Juli 2024 
 Die ihn aber lieb haben, sollen sein, wie die Sonne aufgeht in ihrer Pracht! (Richter 5, 31) 
Dieser schöne Satz steht im Danklied der Debora nach ihrem Sieg über den Kanaaniter Sisera.  Wir singen das daraus entstandene Lied gerne (Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne...) Aber wir kennen den Satz davor nicht: "So sollen alle deine Feinde umkommen, Herr." Ich erspare Ihnen Einzelheiten zum Tode Siseras. Das Richterbuch ist eine ziemlich grausame Schrift. Ist es zulässig, sich die angenehmen Sätze herauszupicken? Wir bringen damit, ohne es recht zu ahnen, zum Ausdruck, dass wir die Gewaltexzesse der Anfangszeit Israels ablehnen. Ja, wir relativieren damit Aussagen, die damals Gott zugeschrieben wurden. Aber anders geht es nicht, wenn wir an den Vater Jesu Christi glauben. Dann aber können wir diesen Satz für uns nehmen und bekennen: Die Gott lieben werden sein wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Pracht. 

Freitag, 19. Juli 2024
Josua rief: "Entscheidet heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, die eure Vorfahren jenseits des Eufrats verehrt haben, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr jetzt lebt. Ich und meine Familie, wir wollen dem HERRN dienen!" (Josua 24, 15) 

Können wir uns wirklich entscheiden? Die Bibel spricht immer wieder davon. Natürlich kann man fragen, wer oder was da in uns entscheidet und welche Grundlagen meine Entscheidung hat. Oder ist es letztlich Gott, der in mir meinen Willen lenkt? Was aber soll dann der Aufruf zur Entscheidung?  Was auch immer meinen Willen lenkt, hier und jetzt ergeht dieser Aufruf an mich: Entscheide dich! Josua hat sich schon entschieden.  In der Situation ist es sehr wichtig, dass er seine Entscheidung öffentlich bekanntmacht. Das ist auch für uns wichtig, dass wir "entschieden" für Gottes Wege, für die Werte Jesu und für die Herrschaft Gottes eintreten. Mit einem "sowohl als auch" kann, wenn es um das Leben geht,  niemand etwas anfangen.

Donnerstag, 18. Juli 2024 
Der HERR sagte zu Josua: »Richte den Israeliten folgendes aus: ›Bestimmt nun Zufluchtsstädte, so wie ich es euch damals durch Mose befohlen habe. Dorthin kann jeder fliehen, der einen Menschen unbeabsichtigt und ohne Vorsatz getötet hat, um Schutz vor dem Bluträcher zu finden.  (Josua 20, 1 - 3) 
Schon in dieser wilden Zeit der Eroberung des Landes, in der Vieles geschah, was wir heute ablehnen, gab es Rechtsordnungen, die das Zusammenleben regelten. Hier soll die Blutrache verhindert werden, die früher so oft zu langen Kriegen zwischen Familien geführt hat. Der Fall wurde von den Richtern solcher Städte untersucht.  Wir halten das heute für selbstverständlich, aber das ist es nicht.  Wir können sehr dankbar sein, dass wir ein Justizsystem haben, in dem es größtenteils gerecht zugeht. Wie viele Menschen auf dieser Welt leben in Angst, weil sie damit rechnen müssen, willkürlich verhaftet und verurteilt zu werden! Dass wir so sicher leben, hat auch eine Wurzel im jüdischen Rechtswesen. 

Mittwoch, 17. Juli 2024
 Ich sage es dir noch einmal: Sei stark und mutig! Lass dich nicht einschüchtern und hab keine Angst. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst.« 

Dieses Wort richtet Gott an Josua nach dem Tod Moses. Nun muss er ohne seinen Mentor das Volk führen und über den Fluss in das neue Land bringen.  Vermutlich ist ihm das nicht leicht gefallen. Er brauchte diesen Zuspruch und das Zutrauen, das darin lag: Du wirst das schaffen! Lass dich nicht von deiner Angst leiten, sondern von Gott, der bei dir ist. So kann es auch uns ergehen: Da ist eine neue Aufgabe, eine Herausforderung, die dich an deine Grenzen bringt. Wie bist du dazu gekommen? Hat dich dein Ehrgeiz getrieben oder der Wunsch nach mehr Anerkennung? Haben dich andere Menschen dazu überredet? Oder war da ein "Mose", ein Mentor mit Weitblick, der dich in diese Aufgabe gebracht hat? Oder war sie einfach plötzlich da, diese Aufgabe? Dann nimm dieses Wort ganz persönlich: Sei mutig und stark - denn das kannst du! Dein Gott ist jetzt dabei - geh los, er kommt mit. 

Dienstag, 16.Juli 2024 
Unser Gott ist ein Fels, vollkommen ist sein Tun, alle seine Wege sind richtig und gut. Ein treuer Gott, der niemals betrügt, gerecht und aufrichtig ist er. (5.Mose 32, 4)

Diese Sätze aus dem Lied des Mose soll die Israeliten an ihre Lebensgrundlage erinnern. Denn Gott sieht voraus auf Zeiten, in denen das Volk ihn verlassen und sich anderen Göttern zuwenden wird. Dann sollen sie sich an dieses Lied erinnern. Auch für uns ist es gut, uns zu erinnern, wer Gott für uns ist, wenn wir vom Weg abkommen und anderen Dingen nachlaufen.  Das Lied enthält eine Behauptung, der nicht so einfach zuzustimmen ist: "Alle seine Wege sind richtig und gut." Das kann man auf guten Wegen locker behaupten, aber da, wo es für uns hart wird, wo Leid oder Krankheit uns überfallen, muss um diesen Satz gerungen werden. Erst durch Klagen und Widersprechen hindurch können wir uns diese Behauptung wirklich aneignen und kann sie zu unserer gelebten Überzeugung werden.  Stimme nicht zu schnell zu! 

Montag, 15.Juli 2024
Gottes Wort ist euch nahe. Es ist in eurem Mund und in eurem Herzen. Ihr müsst es nur befolgen. (5.Mose 30, 14)
Gottes Wort ist in deinem Herzen! Wusstest du das? Wir denken oft, Gottes Reden erreicht uns von außen wie das Reden der Eltern oder der Erzieher.  Aber hier steht es anders: Es ist in mir, in meinen Gedanken und in meinem Gewissen. Das heißt: Es gehört von Anfang an zu mir, es ist mir mit meinem Leben mitgegeben. In der Tat gibt es universale Werte, die bei allen kulturellen Unterschieden doch für alle Menschen gelten. Es ist nicht einfach, diese innere Stimme Gottes vom Einreden meiner Kultur oder von der Stimme des Überichs zu unterscheiden. Doch diese Stimme ergreift immer Partei für die Liebe - die Liebe zum Nächsten genauso wie die Liebe zu mir selbst. Was sagt dir die Stimme der Liebe Gottes für diesen Tag heute?

Sonntag, 14.Juli 2024 
Heute stelle ich euch vor die Wahl zwischen Glück und Unglück, zwischen Leben und Tod. Ich fordere euch auf, den HERRN zu lieben, auf seinen Wegen zu gehen und seine Gebote, Ordnungen und Rechtsbestimmungen zu befolgen. Dann werdet ihr leben und zu einem großen Volk werden. (5.Mose 30, 15 - 16)

Israel hat die Wahl! Das Volk ist nicht von heute auf morgen durch einen Entschluss Gottes sein Volk geworden, sondern es wurde vor die Wahl gestellt. Eine Wahl zwischen Glück und Unglück, Leben und Tod. Natürlich lief die ganze Geschichte darauf hinaus, doch es gab Wegpunkte, an denen eine Wahl möglich war - und nicht selten hat Israel falsch gewählt. Entscheidend ist, dass Gott diese Wahl ermöglicht. Damit ist der Mensch - also auch wir - gewürdigt, eine Entscheidung zu treffen. Auch wir stehen vor dieser Wahl: Werde ich mein Leben in den Ordnungen und Gesetzen Gottes leben oder mich von anderen Werten bestimmen lassen? Liebe oder Hass, Treue oder Verrat, Barmherzigkeit oder Hartherzigkeit, Vertrauen oder Misstrauen - gutes Leben oder Lebenszersetzung bis zum Tod. Wir haben die Wahl. 

Samstag, 13.Juli 2024
Binde einem Ochsen beim Dreschen nicht das Maul zu. (5.Mose 25, 4)

Vielleicht wundern Sie sich über diesen kurzen Satz. Sie haben keine Ochsen und sind auch nicht in der Landwirtschaft tätig. Doch stellen Sie sich diese Szene vor Augen: Der Ochse trottet, an eine Stange gebunden, im Kreis.  Die Stange bewegt einen schweren runden Stein, der senkrecht in einer Rille läuft und das Korn zerdrückt. Ein hungriger Ochse inmitten von Korn! Ihm soll in dieser Fülle das bisschen Essen gegönnt werden, das er während der Schufterei aufnehmen kann.  Ich finde, das ist ein sehr allgemeines Prinzip, das sich auch auf Menschen anwenden lässt. Das Gegenbeispiel ist die Verkäuferin im Supermarkt, die ein unverkäufliches Brötchen mitnimmt und der daraufhin gekündigt wird. Sei großzügig, wo Menschen oder Tiere schwer arbeiten. Gönne ihnen - und auch dir selbst - etwas! Sonst wirst du ungenießbar.

Freitag, 12.Juli 2024
 Arme und bedürftige Menschen, die als Tagelöhner arbeiten müssen, dürft ihr nicht ausbeuten, ganz gleich, ob es sich dabei um Israeliten oder um Ausländer handelt, die bei euch leben. Zahlt ihnen ihren Lohn noch vor Sonnenuntergang. Denn sie sind dringend auf ihn angewiesen. Tut ihr dies nicht, dann beklagen sie sich euretwegen vielleicht beim HERRN, und ihr steht vor ihm als schuldig da. (5.Mose 24, 14 - 15) 

Ausbeutung hat es immer gegeben und es gibt sie weiterhin. Aber sie ist von Gott verboten. Hier wird das Bedürfnis der Unterdrückten ins Zentrum gestellt. Es ist Gott nicht egal, wenn sich diese Menschen bei ihm beklagen. Er hört das Rufen der Unterdrückten. Wir Christen müssen das sehr ernst nehmen. Gibt es Menschen, die sich bei Gott beklagen, weil sie die Miete, die wir verlangen, nicht mehr bezahlen können? Gibt es Mitchristen, die um Hilfe beten, weil ihr Lohn zu gering ist und sie immer ärmer werden? Wer seinen Nächsten nicht im Blick hat, macht sich vor Gott schuldig. 

Donnerstag, 11. Juli 2024
Wenn das Getreide gedroschen ist und die Weintrauben gekeltert sind – am Ende eurer Erntezeit –, sollt ihr sieben Tage lang das Laubhüttenfest feiern. Begeht es als ein fröhliches Fest zusammen mit euren Söhnen und Töchtern, Knechten und Mägden, mit den Leviten, den Ausländern und den Waisen und Witwen, die in euren Städten wohnen. Feiert es sieben Tage lang zu Ehren des HERRN an der von ihm erwählten Stätte. Freut euch von Herzen, dass er euch eine gute Ernte geschenkt und eure Arbeit gesegnet hat. (5.Mose 16, 13 - 15)
Was ist bemerkenswert an dieser alten Festordnung zum Laubhüttenfest? Als Deutscher fällt mir auf: Die Ausländer, die Waisen und Witwen sollen auch mitfeiern! Bei uns sind die hohen Feste ausdrücklich Familienfeste, es erscheint uns irgendwie peinlich (für wen eigentlich?) "fremde Leute" dazu einzuladen. Wenn wir es einmal wagen würden, dann würden wir entdecken, wie wir dadurch beschenkt würden. Nicht nur durch Speisen und Geschenke, die die Leute mitbringen mögen, sondern durch die erlebte Gemeinschaft, die unser Fest bereichert Durch Geschichten, die wir noch nicht kennen und durch fremde Bräuche, die wir lernen.  Freut euch miteinander von Herzen! 



Mittwoch, 10.Juli 2024
Wenn ein Israelit oder eine Israelitin sich dir als Sklave verkauft, dann muss der Betreffende sechs Jahre für dich arbeiten, aber im siebten Jahr sollst du ihn wieder freigeben. Doch lass ihn dann nicht mit leeren Händen gehen. Gib ihm vielmehr großzügig von deinem Besitz, mit dem der HERR, dein Gott, dich gesegnet hat: Schafe und Ziegen, Getreide und Wein. Erinnere dich immer daran, dass euer ganzes Volk einst als Sklaven in Ägypten war.  (5.Mose 15, 12 - 15) 

Schuldsklaverei war in der Antike ein großes Übel. Missernten oder Unglücksfälle konnten einen Menschen lebenslang ins Unglück stürzen. Gott hat Israel ein revolutionäres Gesetz gegeben. Nicht nur, dass die Sklaven des eigenen Volkes im 7.Jahr freikamen, sie bekamen auch etwas von dem mit erwirtschafteten Gut. Auch hier ist die Begründung: Denkt daran, dass ihr selbst Sklaven wart. 
Aber das großzügige Geben ist nicht selbstverständlich. Ich muss es mir selbst immer wieder bewusst machen: Mein relativer Reichtum - im Vergleich zu vielen anderen auf der Welt - ist nicht mein Verdienst, sondern Segen Gottes. Wie viele Faktoren haben dazu beigetragen, dass ich mehr als mein Auskommen habe! Wer ist mein Nächster, der auf meine Hilfe und Unterstützung wartet und dem ich etwas von diesem Segen abgeben kann? 

Dienstag, 9.Juli 2024
 Wenn einer deiner Brüder arm ist in irgendeiner Stadt in deinem Lande, das der HERR, dein Gott, dir geben wird, so sollst du dein Herz nicht verhärten und deine Hand nicht zuhalten gegenüber deinem armen Bruder, sondern sollst sie ihm auftun und ihm leihen, so viel er Mangel hat. (5.Mose 15, 7 - 8) 
Es ist uns heute nicht mehr so klar, aber unsere Sozialgesetzgebung stammt aus der Bibel. Das, was in Israel seit alter Zeit Gesetz war, ist von den ersten Christen selbstverständlich übernommen worden. Zuerst als eine Art kommunistisches Modell - alle hatten alles gemeinsam - später als Armenfürsorge: "Euer Überfluss diene ihrem Mangel."  Über die Klöster und ihr Fürsorgesystem geht die Linie weiter bis zu den großen Sozialwerken des Pietismus und schließlich eben den Sozialgesetzen. Wir haben heute diese Fürsorge an die Diakonie und Caritas delegiert - aber genügt das? Bemerken wir noch die Armen in unseren Kirchen? Die Menschen, die aufgrund persönlicher Schicksalsschläge plötzlich vor dem Nichts stehen?  "Du sollst deine Hand auftun", heißt es in Israel. Kennst Du einen Armen, eine Arme in Deiner Umgebung? 

Montag, 8. Juli 2024
Angenommen, ein Prophet tritt unter euch auf oder jemand, der sich auf göttliche Träume beruft. Er kündigt euch Zeichen und Wunder an, die tatsächlich eintreffen. Wenn er euch dann auffordert, anderen Göttern nachzufolgen, die ihr nicht kennt, und ihnen zu dienen, dann hört nicht auf ihn! (5.Mose 13, 2 - 4) 
Das gab es also damals schon: Leute, die auftauchten, Wunder vollbrachten und dann ihr eigenen Lehren verkündigten und dazu aufriefen, fremde Götter anzurufen.  Aber Moment mal, war das bei Jesus nicht auch so? Es ist wichtig, bei Jesus die Verbindung zu Gott, dem Vater zu sehen. Er verkündete keinen anderen Gott als den Gott seines Volkes Israel.  Es hob andere Aspekte hervor und betonte die Liebe und Barmherzigkeit Gottes - aber das war und ist Juden durchaus bekannt. Das Kriterium ist die Verkündigung anderer Götter - etwa, wenn jemand behauptet, alle Religionen würden doch den gleichen Gott verkünden. Hier werden wir zum Widerspruch aufgerufen! Wir dienen dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der sich uns in Jesus offenbart hat. Niemandem sonst folgen wir nach.  

Sonntag, 7.Juli 2024
Gott urteilt ohne Ansehen der Person und lässt sich nicht bestechen. Den Waisen und Witwen verhilft er zu ihrem Recht, er liebt die Ausländer und gibt ihnen Nahrung und Kleidung. Auch ihr sollt alle lieben, die nicht zu eurem Volk gehören, denn ihr wart selbst einmal Ausländer in Ägypten. (5.Mose 10, 17b - 19)
Es ist leider bei uns Menschen nicht selbstverständlich, dass wir uns in die Lage derer versetzen, denen es heute so geht wie uns früher.  Zu schnell vergessen und verdrängen wir Erfahrungen der Unterdrückung, der Not und Verzweiflung. Die Worte in 5.Mose wollen uns daran erinnern: "Ihr wart doch selbst einmal....!" Wie war das, als es mir schlecht ging? Welche guten Erfahrungen habe ich gemacht? Wer hat mir geholfen? Menschen, die sich daran erinnern können, sind öfters hilfsbereite und barmherzige Menschen. Allerdings gibt es auch den umgekehrten Fall. Das geschieht, wenn die Verbitterung über Not und Elend und nicht erfahrene Hilfe zu tief in der Seele sitzt. "Warum soll ich jemandem helfen, mir hat doch auch keiner geholfen!", ist ein Satz, den man leider hören kann. Gibt es Menschen in deiner Umgebung, bei denen du solche Verbitterung verhindern kannst? Dazu ist nicht viel nötig. 

Samstag, 6.Juli 2024 
So erkennt nun: Der HERR, euer Gott, allein ist Gott. Er ist ein treuer Gott, er steht zu seinem Bund und erweist seine Liebe über Tausende von Generationen an denen, die ihn lieben und nach seinen Geboten leben. Die ihn aber ablehnen, bestraft er, wie sie es verdienen, und vernichtet sie. Er zögert nicht, jeden zu bestrafen, der ihn hasst. 

Wie gerne würde ich die beiden letzten Sätze weglassen! Dass Gott seine Güte an uns erweist, wenn wir ihn lieben und achten, ist eine schöne Sache. Aber dass er uns vernichtet, wenn wir ihn ablehnen? Doch es lohnt sich, darüber ein wenig tiefer nachzudenken. Es geht hier nicht um eine Wahl zwischen verschiedenen möglichen Göttern, Jahwe oder Baal oder Astarte. Wer andere Götter wählt, lehnt den Gott ab, der ihn geschaffen hat, er lehnt die Quelle des Lebens selbst ab. Damit schneidet er sich selbst vom Leben ab und verursacht seinen eigenen Untergang. Die drohenden Sätze sind nicht an Menschen gerichtet, die Zweifel oder Anfechtungen haben, sondern an jene, die anderen Göttern folgen, die dabei andere Werte vertreten und Mitmenschen ausbeuten und schädigen. Auch Jesus hat ihnen solche Sätze entgegengeschleudert! Für uns selbst sollten wir viel eher an die "tausend Generationen" denken, die vor uns Gott geliebt haben und deren Erben in der Liebe wir sind.  Gott war und ist treu. 

Freitag, 5.Juli 2024
Wenn eure Kinder euch später fragen: »Warum hat der HERR, unser Gott, euch diese Gebote, Ordnungen und Rechtsbestimmungen gegeben?«, dann antwortet ihnen: »Wir waren einmal Sklaven des Pharaos in Ägypten, aber der HERR hat uns mit starker Hand dort herausgeführt. Wir haben mit eigenen Augen gesehen, wie er Zeichen und Wunder getan und schreckliches Unheil über den Pharao und seine Familie und über alle Ägypter gebracht hat. (5.Mose 6, 20 - 22) 
Immer wieder wird von einem Kind am Seder-Abend die Frage gestellt: "Warum ist diese Nacht anders als die anderen Nächte?" worauf die Haggada, die Erzählung des Auszugs aus Ägypten erfolgt. Was erzählen wir unseren Kindern, wenn sie uns nach Gott fragen? Oder: Was ist uns erzählt worden? Mit welchen Vorstellungen von Gott bin ich aufgewachsen? In Israel ist Gott in erster Linie ein Gott der Befreiung und ein Gott der Gerechtigkeit. Es ist ein Gott, der "das Elend seines Volkes ansieht" und es ändert. Wie sehr bin ich selbst von der Güte und Zuwendung Gottes überzeugt? Weißt Du in der Tiefe Deines Herzens, dass Gott für Dich ist?  

Donnerstag 4.Juli 2024
Höre Israel! Der HERR ist unser Gott, der HERR allein. Du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit all deiner Kraft. Bewegt diese Gebote, die ich euch heute weitergebe, in eurem Herzen. (5.Mose 6, 4 - 6)

Das "Schma Israel" ist das Grundbekenntnis, der Kern des Glaubens Israels. Es fasst in einem Satz die angemessene Haltung des Menschen vor Gott zusammen. Die Gebote, die Gott gegeben hat, sollen nicht in einer Sklavenhaltung befolgt werden, sondern aus ganzem Herzen und tiefster Überzeugung. Es sind die Gebote eines liebenden Gottes für ein gelingendes Leben. Darum soll meine Antwort ebenfalls Liebe sein. Was es  konkret bedeutet, mit ganzer Hingabe und aller Kraft heute Gott zu lieben, muss jeden Tag neu herausgefunden werden. Vielleicht mitten in der Arbeit oder der Kinderbetreuung oder.....(

Mittwoch, 3.Juli 2024 
Wenn euch eines Tages alle diese Dinge treffen und ihr in große Not geratet, dann werdet ihr wieder zum HERRN, eurem Gott, umkehren und auf seine Stimme hören. Der HERR, euer Gott, ist ein barmherziger Gott. Er wird euch nicht fallen lassen und euch nicht vernichten. Den Bund, den er euren Vorfahren mit einem Eid zugesagt hat, wird er niemals vergessen. (5.Mose 4, 30 - 31) 

Wenn Israel seinen Gott vergisst und andere Götter anbetet, dann werden sie aus dem Land vertreiben und zerstreut. Doch das ist nicht das Ende, denn Gott steht zu seinem Bund, auch wenn das Volk nicht dazu steht. Die Barmherzigkeit Gottes ist immer größer als unsere Verfehlungen und Verirrungen.  Das Volk muss "alle diese Dinge" erleiden als Folge ihres falschen Tuns, aber es ist immer noch Gottes Volk. Es gilt so auch für uns: Wir können auf falsche Wege geraten und unser Ziel verfehlen - Gott hält trotzdem an uns fest und der in der Taufe einmal geschlossene Bund endet nicht. Gott ist keinem von uns am Ende. 

Dienstag, 2.Juli 2024
 Kein anderes Volk – und sei es noch so groß – hat Götter, die ihm so nah sind, wie der HERR, unser Gott, uns nah ist! Wann immer wir zu ihm rufen, hört er uns. Und kein anderes Volk – und sei es noch so groß – hat Ordnungen und Bestimmungen, die so gerecht sind, wie das Gesetz, das ich euch jetzt verkünde.  (5.Mose 4, 7 - 8) 
Die Sonderstellung des Volkes Israel ist durch seine Erwählung begründet - und durch das Gesetz, das Gott ihm gegeben hat. Die Erwählung begründet die Nähe, die das Volk zu seinem Gott erlebt: Wenn es zu ihm ruft, wird es gehört. Und das Gesetz, die Thora, ist ein Ausdruck der Gerechtigkeit Gottes. Diese Gerechtigkeit soll in seinem Volk herrschen. Ist uns bewusst, dass unsere grundlegenden Gesetze auf dieser Grundlage ruhen? Und das wir als "Hinzugekommene" durch Jesus Christus das gleiche enge Verhältnis zu Gott haben?  Sind wir dankbar für dieses Erbe?

Montag, 1.Juli 2024 
Da öffnete der HERR ihm die Augen, und er sah den Engel mit gezücktem Schwert auf dem Weg stehen. Bileam warf sich vor ihm nieder und berührte mit seiner Stirn den Boden. »Warum hast du deine Eselin nun bereits dreimal geschlagen?«, stellte der Engel des HERRN ihn zur Rede. »Ich war es, der sich dir entgegengestellt hat, denn du bist auf dem verkehrten Weg. (4.Mose 22, 31-32)
Bileams Eselin sieht in dieser Geschichte klarer als sein Herr.  Warum kann er den Engel nicht sehen, die Eselin aber schon?  Weil das Tier vorurteilsfrei sieht, was da ist. Bileam ist dagegen zielgerichtet  auf seine Begegnung mit König Balak. Er hat einen Job und erwartet eine reiche Belohnung. Er möchte nicht aufgehalten werden. Gibt es etwas, das Dich so stark beschäftigt, dass es Dir den Blick verstellt für den Engel, den Boten Gottes, der sich Dir in den Weg stellt?  Manchmal ist dieses "im Weg stehen" eine überraschende Schwierigkeit oder ein nicht erwarteter Widerstand. Das sollte uns wachsam machen. Oder wir hören auf eine Eselin oder einen Esel, die weiser als wir sind. 

Sonntag, 30. Juni 2024
Aber Gott erwiderte: »Geh nicht mit diesen Männern! Du darfst dieses Volk nicht verfluchen, denn ich habe es gesegnet.« Am nächsten Morgen stand Bileam auf und sagte zu den Abgesandten Balaks: »Kehrt wieder in euer Land zurück! Der HERR erlaubt mir nicht, mit euch zu gehen.« (4.Mose 22, 12 - 13) 
Es ist eine klare Ansage von Gott, die Bileam hier bekommt. Und Bileam handelt entsprechend. Er wird Israel nicht verfluchen. Doch die Gesandten des Königs Balak kommen wieder und erhöhen den Preis. Und was macht Bileam? Er fragt Gott nochmals! Da erhält die erhoffte Antwort: Geh mit ihnen mit! Aber er hatte doch Gottes Antwort schon gehört, was gab es da noch zu fragen? So handeln wir selbst ja auch, wenn uns das, was wir von Gott hören, nicht passt. Wir fragen weiter nach und irgendwann erhalten wir die gewünschte Antwort. Aber wir haben nur das gehört, was wir uns selbst gesagt haben. Habe ich bei einer Entscheidung schon einmal so lange gefragt, bis ich mit der Antwort zufrieden war?

Samstag, 29.Juni 2024

Balak schickte eine Gesandtschaft von führenden Männern aus Moab und Midian zu Bileam, dem Sohn Beors, und bat ihn um Hilfe. Bileam lebte in Petor, einer Stadt am Eufrat in seinem Heimatland. Die Gesandten sollten ihm ausrichten: »Ein Volk ist aus Ägypten gekommen, und jetzt macht es sich in der ganzen Gegend breit! Direkt an meiner Grenze haben sie ihr Lager aufgeschlagen. Komm bitte und verfluche für mich dieses Volk, denn es ist mir überlegen! Vielleicht kann ich es dann besiegen und aus dem Land vertreiben. Denn ich weiß: Wen du segnest, der ist gesegnet, und wen du verfluchst, der ist verflucht.«
(4.Mose 22, 5 - 6)
Der Moabiterkönig Balak weiß, dass es bei diesem Volk Israel "nicht mit rechten Dingen zugeht".  Es soll einen besonderen Gott haben, darum gewinnen sie immer.  Doch er kennt einen besonderen und geheimnisvollen Mann namens Bileam. Von ihm heißt es, er könne wirkungsvoll segnen und verfluchen. Also bestellt er einen Fluch bei diesem Gottesmann. War ihm nicht klar, dass dieser Trick nicht funktionieren würde? Wie kann Bileam das Volk verfluchen, wenn es doch so offensichtlich von Gott gesegnet ist? Denn der letzte Satz gebührt allein Gott und nicht Bileam. 

Freitag, 28.Juni 2024
Der HERR antwortete: »Ich vergebe ihnen, weil du mich darum bittest. Aber so wahr ich lebe und so wahr meine Herrlichkeit die ganze Erde erfüllt:  All diese Leute hier, die meine Herrlichkeit und meine Wunder in Ägypten und in der Wüste gesehen haben, sie alle, die mich trotzdem immer wieder herausgefordert und nicht auf mich gehört haben, werden niemals das Land sehen, das ich ihren Vorfahren versprochen habe! Kein Einziger von denen, die mich missachtet haben, wird hineinkommen! (4.Mose 14, 20 - 23) 

Gott vergibt seinem Volk ihr Misstrauen und ihre Anklagen. Und doch bestraft er sie und schickt sie in die Wüste zurück. Aber hat er ihnen dann vergeben? Diese Geschichte enthält eine wichtige Botschaft: Vergebung bewahrt nicht davor, die Folgen des Fehlverhaltens zu tragen. Niemand sollte leicht fertig mit Schuld umgehen und denken: Ach, Gott ist barmherzig, er wird schon vergeben. Ja, das wird er - aber die Folgen der Schuld tragen wir trotzdem. Hier in der Geschichte ist die praktische Folge, dass die Israeliten die Bewohner Kanaans nicht besiegen können, kläglich scheitern und ihnen nur noch die Wüste bleibt. Wie oft müssen heute Menschen, die schuldig geworden sind, mit den praktischen Folgen leben, auch wenn ihnen Gott vergeben hat. Zerbrochene Beziehungen, verletzte Kinder, enttäuschte Freunde und so fort. Die gute Nachricht ist: Gott ist mit seinem Volk nicht fertig - und auch nicht mit dir! Auch in der Wüste ist er trotzdem da und bringt sein Volk zum Ziel.

Donnerstag, 27. Juni 2024 

Der HERR sagte zu Mose: »Wie lange will mich dieses Volk noch derart missachten? Wie lange weigern sie sich, mir zu glauben, obwohl ich so viele Wunder vor ihren Augen getan habe? Ich werde ihnen die Pest schicken und sie ausrotten. Deine Nachkommen aber will ich zu einem Volk machen, das größer und mächtiger ist als sie!« 

Eines ist sehr merkwürdig in all diesen Geschichten: Gott wird als leicht reizbar und zu drastischen Maßnahmen neigend geschildert. Mose ist immer derjenige, der ihn besänftigen und beruhigen muss. Hier will Gott das Volk gleich ganz auslöschen und Mose argumentiert mit dem Ruf Gottes bei anderen Völkern, der arg darunter leiden würde. Und hatte Gott nicht von sich gesagt: "Ich bin geduldig und reich an Güte. Ich vergebe Schuld und Unrecht."? Warum diese Rollenverteilung? Natürlich wird Mose hier in ein günstiges Licht gerückt - aber Gott? Klar ist, dass er allen Grund hätte, die Israeliten auszurotten. Doch er ist für Argumente zugänglich. Er ist gerecht und barmherzig zugleich. Für uns heißt das: Du kannst Gott an seine Versprechen erinnern - er will daran erinnert werden, obwohl er sie natürlich kennt. Dein Appell an Gottes Güte bewirkt etwas! 

Mittwoch, 26.Juni 2024
Da schrien alle Israeliten entsetzt auf. Sie weinten und klagten die ganze Nacht. Das ganze Volk lehnte sich gegen Mose und Aaron auf. »Wären wir doch in Ägypten oder hier in der Wüste gestorben!«, sagten sie. »Warum will uns der HERR in dieses Land bringen? Sollen wir im Kampf umkommen? Sollen unsere Frauen und Kinder den Feinden in die Hände fallen? Am besten kehren wir wieder nach Ägypten zurück!« Schon forderten einige: »Lasst uns einen neuen Anführer wählen und zurück nach Ägypten gehen!«  (4.Mose 14, 1 - 4)

Der Bericht von zehn der zwölf Kundschafter schlägt beim Volk wie eine Bombe ein. Die Leute denken, dass alle Ängste und Befürchtungen nur zu berechtigt waren. Gottvertrauen oder auch Vertrauen in Mose sind verschwunden. Die Geschichte stellt eine ernste Warnung dar. Ein Volk, in dem die Angst vor der Zukunft um sich greift, neigt plötzlich zu radikalen Lösungen. Da genügt es nicht, an die Vernunft zu appellieren oder die "Sachlage" richtig darzustellen, wie Kaleb und Josua es versuchen, die beiden zuversichtlichen Kundschafter. Das Volk will sie daraufhin steinigen! Gott muss eingreifen und die beiden retten. Die Ängste eines Volkes sind ein geistliches Problem. Welcher Geist herrscht in unserem eigenen Volk? Zuversicht oder Angst? Bitten wir Gott um einen Geist der Zuversicht und des Mutes für unser Land und für Europa. 

Dienstag, 25.Juni 2024 
Aber die anderen Kundschafter widersprachen: »Nein, wir können sie nicht besiegen, sie sind viel stärker als wir!« Sie verbreiteten unter den Israeliten schlimme Gerüchte über das Land, das sie ausgekundschaftet hatten. »In diesem Land wird ständig gekämpft, es verschlingt seine Bewohner!«, sagten sie. »Alle Menschen, die wir dort gesehen haben, sind sehr groß und stark." (4.Mose 13, 31 - 32) 

Mose hat Kundschafter ausgesandt, um sich das verheißene Land anzusehen. Nur zwei liefern einen positiven Bericht, die anderen Kundschafter warnen davor, dieses Land zu besiedeln. Wir haben heute Probleme mit der "Landnahme" - gerade angesichts der aktuellen Lange Israels - aber wir sollten dabei bedenken, dass hier befreite Sklaven einen Platz in der Welt suchen, an dem sie leben können. Die zehn Kundschafter lassen sich vom Anblick der Bewohner so sehr beeindrucken, dass sie Gottes Zusagen glatt vergessen. Und darum geht es hier: Worauf vertraue ich? Auf die Zusage Gottes oder auf meine subjektive Sicht der Dinge? Wie oft ist meine Sicht von Angst und Verzagtheit beeinflusst? Denke an Situationen, in denen du Gottes Zusage vertraut hast - gegen deine Zweifel und Ängste - und erlebt hast, dass es gut geworden ist. 

Montag, 24.Juni 2024
Mose hörte, wie die israelitischen Familien vor dem Eingang ihrer Zelte jammerten. Der HERRN wurde sehr zornig darüber, und auch Mose wurde ungehalten. Er fragte den HERRN: »Warum behandelst du mich, deinen Diener, so schlecht? Warum bist du nicht auf meiner Seite? Du legst die Last dieses ganzen Volkes auf meine Schultern! War ich etwa schwanger mit diesem Volk, habe ich es auf die Welt gebracht? Wie kannst du von mir erwarten, es wie einen Säugling an der Brust zu tragen, als wäre ich seine Amme, und es auf meinen Armen in das Land zu bringen, das du seinen Vorfahren zugesagt hast? Woher soll ich das Fleisch nehmen, um das ganze Volk satt zu machen? Denn sie beklagen sich bei mir und verlangen: ›Gib uns endlich Fleisch zu essen!‹  (4.Mose 11, 10 - 13) 

Manna, immer nur Manna! Das Volk ist es leid, immer nur diese seltsamen kleinen Körner zu essen.  Endlich mal ein Schnitzel!  Und Mose?  Er ist es leid! Immer muss er diese unzufriedenen Israeliten ertragen. Und er tut etwas Bemerkenswertes: Er lässt seinen ganzen Frust Gott spüren! Er beschwert sich lauthals bei seinem Chef im Himmel. Erstaunlicherweise hat das nicht nur eine vermutlich heilsame Wirkung auf seine Stimmung, nein, Gott antwortet darauf, indem er für Fleisch sorgt. Allerdings so viel, dass es ihnen bald zum Hals heraus hängt. Eine pädagogische Maßnahme Gottes gegen das Jammern.  Mose aber hat sein Gebet nicht geschadet, ganz im Gegenteil. Das heißt: Wir sollten, wenn es uns schlecht geht, nicht jammern, sondern unseren ganzen Frust bei Gott abladen - ungefiltert. Gott hört zu und versteht dich! Und er wird antworten.

Sonntag, 23. Juni 2024
Weiter sagte der HERR zu Mose: »Richte Aaron und seinen Söhnen aus, dass sie die Israeliten mit diesen Worten segnen sollen:  ›Der HERR segne dich und behüte dich! Der HERR lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig. Der HERR wende sein Angesicht dir zu und gebe dir Frieden.‹  So sollen Aaron und seine Söhne meinen Namen segnend über den Israeliten aussprechen, und ich werde sie segnen.« (4.Mose 6, 22 - 27) 

Wir kennen diese Worte gut, sie werden jeden Sonntag am Ende des Gottesdienstes gesprochen. Doch ist uns noch bewusst, dass es Worte sind, die Gott Aaron befohlen hat? Behütung, Gnade und Frieden - das ist der Inhalt dieses Segens.  So sind diese Worte nicht einfach ein frommer Wunsch - was die Formulierung "Gott segne dich" leider nahelegt. Besser und passender wären die Worte: "Gott segnet dich". Weil im Moment, in dem Aaron und seine Söhne diese Sätze laut aussprechen, Gott segnet. Das ist ein Wort, das bewirkt, was gesagt wird. Jedes Mal, wenn jemand diese Worte über uns ausspricht, sollte uns bewusst sein, dass wir gerade diesen Segen empfangen. Diese Worte schaffen Segen, weil Gott sich darauf festgelegt hat. 

Samstag, 22.Juni 2024 
Wenn ihr nach meinen Ordnungen lebt, meine Gebote haltet und euch nach ihnen richtet, dann werde ich es zur rechten Zeit regnen lassen. Das Land wird reichen Ertrag bringen, und die Bäume werden Früchte tragen. Die Zeit, in der ihr das Getreide erntet und drescht, wird sich bis zur Weinlese ausdehnen und die Weinlese bis zur Aussaat. Ihr werdet mehr als genug zu essen haben und sicher in eurem Land leben. Ich werde dafür sorgen, dass bei euch Frieden herrscht. Ihr könnt ruhig schlafen, und niemand schreckt euch auf. Gefährliche Tiere vertreibe ich aus dem Land, und kein fremdes Heer fällt bei euch ein. (3.Mose 26, 3 - 6) 

Der Sinn der Gebote Gottes ist nicht, Leben zu begrenzen und zu verhindern, sondern es zum Blühen zu bringen. Im Verständnis Israels ist die Thora, das Buch der Gebote, die Anweisung zum guten Leben. Können wir das einfach für unseren Staat übernehmen? Das geht schon deshalb nicht, weil die Mehrheit in unserem Land nicht mehr an den Gott der Bibel glaubt. Und schon damals musste um die Einhaltung der Gebote gekämpft werden. Die Prophetenbücher schildern diese Kämpfe. Wir sind nicht Israel, aber dieser Grundsatz gilt für jedes Land: Es ist gesegnet, wenn es sich an die Gebote Gottes hält. Dabei geht es nicht um die einzelnen Kultvorschriften Israels, sondern um die Grundsätze, wie sie heute in Verfassungen stehen: Menschenwürde, Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetz. Sich dafür einzusetzen, ist nicht nur Christenpflicht, es ist auch klug, weil es den Segen Gottes ins Land bringt. 

Freitag, 21. Juni 2024
Wenn ein Israelit verarmt und nicht mehr für sich selbst sorgen kann, dann hilf ihm. Unterstütze ihn, damit er wenigstens wie ein Gast oder ein Fremder unter euch leben kann. Wenn du ihm etwas leihst, dann verlang von ihm keine Zinsen oder Aufschläge. Hab Ehrfurcht vor mir, deinem Gott, und hilf deinem Mitmenschen, dass er weiterhin unter euch leben kann. (3.Mose 25, 35 - 36) 

Die Grundlagen unserer Sozialgesetzgebung stehen in der Bibel! Es ist nicht nur Mitmenschlichkeit, aus der heraus wir Menschen helfen. Es ist Ehrfurcht vor Gott, wenn wir Geld und Zeit aufwenden, damit Menschen unter uns recht leben können. Der Begriff "Ehrfurcht vor dem Leben" (Albert Schweitzer) klingt nicht zufällig ganz ähnlich, denn Gott ist der Herr allen Lebens. Es ist diese ehrfürchtige Grundhaltung allem gegenüber, die im Hintergrund solcher Verse steht. Ich habe mir mein Leben nicht selbst gegeben noch das meiner Mitmenschen. Ich habe die Natur nicht geschaffen, sondern Gott. Wo kommt für dich diese Ehrfurcht zum Ausdruck? Wie sehr achtest du auf das Wohlergehen Anderer und wie sehr schützt du die dich umgebende Natur? 

Donnerstag, 20. Juni 2024 

Lasst am zehnten Tag des siebten Monats, dem Versöhnungstag, im ganzen Land das Widderhorn blasen. Dies ist das Zeichen dafür, dass das fünfzigste Jahr ein besonderes, Gott geweihtes Jahr ist. Ruft im ganzen Land die Freilassung aus für alle, die verschuldet waren und darum zu Sklaven wurden. Es ist ein Erlassjahr, in dem jeder den Grundbesitz zurückerhält, den er verpfänden musste, und als freier Mensch zu seiner Sippe zurückkehren kann. (3.Mose 25, 9 - 10) 
Was für eine revolutionäre Regelung! Wer Sklave war, musste nicht immer Sklave bleiben. Wer in Armut gefallen war, konnte hoffen, einmal in 50 Jahren sein verpfändetes Land zurück zu erhalten. Ob sich das Volk später an diese Regel gehalten hat, wissen wir nicht.  Auf jeden Fall ist sie Ausdruck der Überzeugung, dass das Volk Israel eine von Gott gestiftete Gemeinschaft ist, in der alle mitgetragen werden. Das Land, das sie erhalten werden, ist nicht Privatbesitz Weniger, sondern Gottes heiliges Land, über das er verfügt. Sind wir als Kirche nicht auch eine von Gott gestiftete Gemeinschaft? Wir sind also füreinander verantwortlich. Wenn eines unserer Mitglieder Armut erleidet oder in wirtschaftliche Nöte gerät, ist Solidarität gefragt.  Nicht nur alle 50 Jahre. Und nicht nur durch staatliche Stellen oder die Diakonie.

Mittwoch, 19. Juni 2024 
Trage keinen Groll gegen deinen Mitmenschen mit dir herum. Wenn du etwas gegen jemand hast, dann weise ihn offen zurecht, sonst machst du dich seinetwegen schuldig. Räche dich nicht und halte nicht fest an deinem Zorn. Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst. Ich bin der HERR. (3.Mose 19, 17)
Wieso mache ich mich "seinetwegen schuldig", wenn ich den Groll gegen jemanden mit mir herumtrage? Weil negative Gedanken sich zu vermehren pflegen. Der Groll wird durch das "Herumtragen" nicht kleiner, sondern größer.  Jede ungeschickte Bemerkung des Anderen, jedes Augenzucken wird interpretiert und nährt den Groll. Sogar, wenn ich ihn oder sie nicht sehe, wende ich den Grund des Grolls hin und her und bestätige mich selbst dabei.  Der einzige Ausweg ist, die Sache offen anzusprechen. Nicht selten erlebt man dabei eine Überraschung. Der Andere hat es nicht so gemeint oder entschuldigt sich gar für sein Verhalten. Oder der Streitpunkt kann auf einer sachlichen Ebene beigelegt werden. Halte nicht an deinem Zorn fest! Er vergiftet nur deinen Tag. 

Dienstag, 18. Juni 2024 

Der HERR ist der HERR, ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig und reich an Huld und Treue: Er bewahrt tausend Generationen Huld, nimmt Schuld, Frevel und Sünde weg, aber er spricht nicht einfach frei, er sucht die Schuld der Väter bei den Söhnen und Enkeln heim, bis zur dritten und vierten Generation. (2.Mose 34, 6-7)


Wir haben diesen Vers schon im Zusammenhang mit den zehn Geboten gehört. Hier ist es die Selbstvorstellung Gottes auf dem Berg Sinai gegenüber Mose.  Drei bis vier Generationen wohnten damals unter einem Dach - die Entscheidungen des Oberhauptes der Familie hatte unmittelbare Folgen für alle. Bei der Schuld handelt es sich - wie in der Geschichte mit dem goldenen Kalb - um Abkehr von Gott und Hinwendung zu falschen Göttern.  Hier aber sollte auch das Andere betont werden, das in diesen Versen steht: Gott ist ein barmherziger, gnädiger Gott. Tausend Generationen leben in seiner Huld, seinem Wohlwollen. Und wir werden nicht auf unsere Sünde "festgenagelt".  Er befreit uns von schädlichen Neigungen und Gebundenheiten. So ist Gott! Einzig mit ihm und vor ihm zu leben ist seine Forderung. 

Montag, 17. Juni 2024 


So kehrte Mose zurück zum HERRN und sagte: »O Herr, dieses Volk hat eine schwere Sünde begangen. Sie haben sich einen Gott aus Gold gemacht. Bitte vergib ihnen ihre Schuld! Wenn nicht, dann streiche auch mich aus dem Buch, in dem du die Namen der Menschen aufgeschrieben hast, die zu dir gehören."  (2.Mose 32, 31 - 32) 

Mose könnte sich ja sagen: "Ich bin es nicht gewesen!"  Aber er fühlt sich so sehr mit dem Volk verbunden, dass er wiederum zu Gott geht und ihn stellvertretend um Vergebung bittet. Wir können vor Gott für andere Menschen eintreten. Wir können ihre Schuld vor ihn bringen und um Vergebung bitten. Aber Moment, vergibt Gott nicht sowieso? Ja, doch der Zusammenhang von Tun und Ergehen ist nicht aufgehoben. Wer Sünde begeht, muss die Folgen tragen, auch wenn ihm vergeben wird. So ist dieses Gebet eine Bitte darum, dem schuldig Gewordenen diese Schuld nicht anzurechnen, ihm seine Strafe zu erlassen. Gibt es Menschen in deiner Umgebung, die offenbar schuldig geworden sind? Kannst du für diese Menschen bitten, dass sie Vergebung erleben und bewahrt werden vor den Folgen ihres Tuns?  Reue ist hier nicht als Voraussetzung des stellvertretenden Bittens genannt. Auch dafür können wir bitten, es aber nicht zur Voraussetzung machen - das hat Mose hier auch nicht getan. 

Sonntag, 16.Juni 2024 

Mose sah, wie zügellos das Volk geworden war – denn Aaron ließ sie tun, was sie wollten – und welche Genugtuung es damit seinen Gegnern bereiten würde. Er stellte sich an den Eingang des Lagers und rief: »Wer auf der Seite des HERRN steht, soll zu mir kommen!« Da scharten sich die Nachkommen Levis um ihn. (2.Mose 32, 25 - 26) 

Als Mose beim Volk erscheint, das gerade um das Kalb tanzt, greift er hart durch. Die Nachkommen Levis töten nun 3000 ihrer Landsleute. Ein furchtbares Geschehen. Wir fragen uns heute: Musste das sein? Soviel Gewalt und Tod? War die Gefolgschaft nicht anders herzustellen? Aber das sind unsere Fragen in unserer Zeit. Es gibt Situationen, in denen hilft keine demokratische Abstimmung. Nämlich dann, wenn es um grundlegende Werte geht. Hier ist es die Bundestreue, an der das Überleben des Volkes hängt. Darüber kann Mose nicht diskutieren. Bei uns sind es die grundlegenden (!) Werte, die im Grundgesetz festgelegt sind. Ohne diesen Grund wird Europa untergehen. Setzen wir uns dafür ein? Stehen wir für Menschlichkeit, Nächstenliebe und Achtung vor dem Leben? Wie kommt das bei Dir zum Ausdruck? Und ist uns der "Gottesbezug" in der Verfassung noch wichtig? 

Samstag, 15.Juni 2024

Mose versuchte, den HERRN zu besänftigen. Er sagte: "HERR, mein Gott, warum willst du dem Zorn auf dein Volk freien Lauf lassen? Du hast es doch mit großer Kraft und starker Hand aus Ägypten befreit. Sollen die Ägypter etwa sagen können: ›Der HERR hat die Israeliten in böser Absicht befreit. Er wollte sie nur in den Bergen töten und vom Erdboden verschwinden lassen.‹ Bitte hör auf, so zornig zu sein, und mach den Entschluss, deinem Volk etwas anzutun, wieder rückgängig."
Nachdem sich das Volk Israel das goldene Kalb als Gott erwählt hat, will Jahwe es vernichten. Doch Mose spricht ein bemerkenswertes Fürbittegebet. Dabei hatte Gott ihm gesagt, seine Nachkommen würden nun erwählt werden. Doch Mose - und nicht Gott! - beharrt auf seiner ursprünglichen Berufung und bittet für das Volk. Am Ende lässt Gott sich umstimmen. Das sagt das über die Gottesbeziehung Moses? Er nimmt das, was er von Gott vernimmt, nicht einfach hin. Er stemmt sich gegen "ewige" Ratschlüsse und "unabänderliche" Gesetze. Wir können mit Gott im Gebet ringen! Wir können Schicksale verändern, die angeblich unabwendbar sind. Am Ende heißt es: "Da änderte der Herr seinen Entschluss."  Unser Gott ist für Argumente zugänglich, wenn wir an seine Barmherzigkeit appellieren. Was für ein Gott! 

Freitag, 14.Juni 2024
Als das goldene Kalb fertig war, riefen die Israeliten: »Das ist unser Gott, der uns aus Ägypten geführt hat!« Als Aaron das hörte, errichtete er vor dem Kalb einen Altar und gab bekannt: »Morgen findet zu Ehren des HERRN ein Fest statt.« Am nächsten Morgen standen die Israeliten früh auf und brachten Brand- und Gemeinschaftsopfer dar. Sie setzten sich, um zu essen und zu trinken, und dann wurde wild und zügellos getanzt. (2.Mose 32, 4 - 6) 

Sprichwörtlich ist er geworden, der Tanz um das goldene Kalb. Dabei ist der Tanz ja nicht das Schlimmste bei der Geschichte, sondern dieser Satz: "Das ist unser Gott!" Wie viel haben die Israeliten erlebt, wie viel Gutes ist für sie von Gott her geschehen - und dennoch beten sie ein Kalb an! Natürlich enthält die Geschichte eine Mange Polemik gegen die Götterwelt des Orients und die, die in Israel immer wieder von Gott abgefallen waren. aber sie enthält eben auch eine bittere Wahrheit über uns. Trotz erfahrenem Segen machen wir andere Dinge zu unseren Göttern. Sehr oft geht es dabei um Sichtbares und Fühlbares, um unmittelbare sinnliche Erfahrungen. Wir tanzen um Dinge, die wir selbst erschaffen haben.  Doch Selbsterschaffenes wird uns niemals zufriedenstellen können auf unserer Suche nach dem tieferen Geheimnis unserer Existenz. Woran hängt dein Herz? Wer oder was ist dein Gott? 

Donnerstag, 13.Juni 2024 
Als das Volk merkte, dass Moses Rückkehr vom Berg auf sich warten ließ, versammelten sich alle bei Aaron. »Los, mach uns einen Gott, der uns führt!«, verlangten sie von ihm. »Denn dieser Mose, der uns aus Ägypten herausgeführt hat, ist verschollen, keiner weiß, was aus ihm geworden ist.« (2.Mose 32, 1)
Auch damals gab es schon Fake-News! Irgendjemand hatte das Gerücht aufgebracht: "Dieser Mose ist längst tot!" Wie entsteht solch eine Nachricht? Es hat viel mit Angst zu tun. Da geschieht etwas Ungewöhnliches, etwas, mit dem niemand gerechnet hat. Hier ist es die lange Zeit, die Mose fort ist. So lange kann kein Mensch ohne Wasser und Nahrung aushalten. Menschen suchen Erklärungen und weil im Hintergrund die Angst lauert, greifen sie zu den negativen Möglichkeiten. Doch viele merken das nicht und machen einen vermeintlich konstruktiven Vorschlag: "Wir brauchen einen sichtbaren Gott, der uns führt!" Niemand hört noch auf andere Stimmen und wägt die Meinungen. Wie gehst du mit angstmachenden Nachrichten um? Bist du bereit, näher hinzuschauen und abzuwägen? Oder tust du lieber, was alle tun? 


Mittwoch, 12. Juni 2024
Damit beendete Gott das Gespräch, das er mit Mose auf dem Berg Sinai geführt hatte. Er überreichte ihm zwei Steintafeln, auf denen die Bestimmungen des Bundes festgehalten waren. Gott hatte die Tafeln mit eigener Hand beschrieben. (2.Mose 31, 18 )

Die zehn Gebote (und all die anderen Regeln, die in den Kapiteln stehen) sind nicht einfach irgendwelche Gesetze, sie sind Bundesbestimmungen, die die Verpflichtungen der Menschen gegenüber Gott beschreiben. Umgekehrt hat sich Gott verpflichtet, das Volk zu erhalten, zu führen und ihm Land zu geben. So etwas war von den umgebenden Göttern unbekannt. Für uns ist wichtig, dass Gott die Gesetzestafeln hier selbst geschrieben hat. Das heißt: Das ist nicht das Gesetz eines Menschen. Nicht wir geben uns die zehn Gebote, sie sind uns gegeben.  Der Mensch ist nicht "autonom". Wenn er sich die grundlegenden Gesetze selbst gibt, wird er sie früher oder später für nicht so wichtig nehmen. Unser Grundgesetz - es ist gerade 75 Jahre alt geworden - wurzelt in biblischen Grundsätzen.  Gerade die Würde aller Menschen wäre sonst "grundlos"! Wie sieht dein Einsatz für die Menschenwürde aus? 

Dienstag, 11.Juni 2024
 Der HERR sagte zu Mose: »Ich habe Bezalel, den Sohn Uris und Enkel Hurs aus dem Stamm Juda, auserwählt, um die Arbeiten am Heiligtum zu leiten. Ich habe ihn mit meinem Geist erfüllt und ihm Weisheit, Verstand, handwerkliche Kenntnisse und künstlerisches Geschick gegeben. (2.Mose 31, 1 - 3)

In den Kapiteln, die diesen Versen voranstehen, gibt Gott dem Mose eine Menge Anweisungen, wie das transportable Heiligtum aussehen soll, das er bauen soll. Hier nun wird ein Mann mit Begabungen ausgestattet, damit daraus etwas Rechtes wird. Dazu wird Bezalel mit Gottes Schöpfergeist erfüllt. Wir denken bei "Geistbegabung" oft nur an charismatische Gaben wie Prophetie oder Heilungsgaben. Hier aber geht es um Handwerk und Kunst. Gottes Geist begabt Menschen, damit sie gute Handwerker oder kreative Künstler werden. Welche Gaben und Fähigkeiten hat Gott dir verliehen? Wenn Gott Dich mit einer Aufgabe betraut, dann wird er dir auch die dazu nötigen Gaben und Fähigkeiten schenken. 

Montag, 10.Juni 2024
Schließ dich der Mehrheit nicht an, wenn sie etwas Böses plant. Musst du in einem Rechtsstreit aussagen, dann lass dich von der Mehrheit nicht dazu verführen, die Wahrheit zu verdrehen.  (2.Mose 23,2)
Wann sind wir in der Gefahr, eine falsche Meinung der Mehrheit zu übernehmen? Vor allem dann, wenn uns Gefühle leiten. Das eine Gefühl ist die Angst. Welche Folgen wird es haben, wenn ich bei meiner Meinung bleibe? Werde ich dann abgelehnt und ausgegrenzt oder gar bedroht? Das andere Gefühl ist Begeisterung. Wir empfinden es als beglückend, bei einer Sache dabei zu sein und die Begeisterung der Anderen zu teilen. Wir können gemeinsam etwas bewegen! Ja, schon, aber begeistern wir uns für das Richtige?  Ein Gradmesser ist immer, ob dabei andere Menschen zu Schaden kommen. Höre auf deine Bedenken und lass sich nicht einfach auf etwas ein, das dir zweifelhaft erscheint. Auch du hast den Geist, der unterscheiden kann, in dir! 

Sonntag, 9. Juni 2024 

 Fremde sollt ihr nicht unterdrücken oder ausbeuten. Schließlich habt ihr selbst als Fremde in Ägypten gelebt. Witwen und Waisen dürft ihr niemals benachteiligen. (2.Mose 22, 20 - 21) 
Immer wieder wird in den Gesetzen Israels dieser Zusammenhang betont: Denkt daran, wie es euch in Ägypten erging und wie Gott euch aus der Sklaverei befreit hat! Das Handeln Gottes an seinem Volk soll das Handeln untereinander bestimmen. Dieser Grundzug wirkt durch die ganze Bibel bis hin zu Jesus. "Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist." Wir können daran denken, wie Gott uns aus Schuldverstrickungen befreit und uns vergeben hat - und können Andere, die sich falsch verhalten, aus ihren Schuldverstrickungen entlassen. Konkret heißt es, dass ich meine Nächsten nicht auf seine vergangenen falschen Taten festlege. Schuld und Sünde müssen benannt werden - aber dann ist Vergebung gefragt. Weil Gott mit mir täglich neu beginnt, kann ich auch mit den Nächsten neu beginnen. 


Samstag, 8. Juni 2024

Du sollst nicht stehlen. (2.Mose 20, 15)
So kennen wir es, so steht es da. Ein moralischer Zeigefinger - schade, wir dürfen wieder einmal nicht. Der Theologe Ernst Lange hat es ein wenig umformuliert: "Ich bin der Herr, dein Gott. Du wirst nicht stehlen!"  Er nennt die zehn Gebote die zehn großen Freiheiten. Dieses Gebot kann uns von Gier und Besitzstreben befreien. Wenn Gott unser Herr ist, brauchen wir uns nichts aneignen, das uns nicht gehört. Denn Gott versorgt uns mit allem, was wir brauchen. So hat es Jesus seine Jünger gelehrt: "Sorgt euch nicht darum..!" Stehlen kann viele Formen haben und ich kann Anderen Geld, Zeit, Geduld und Kraft stehlen. Immer steht dahinter die Angst, nicht genug zu bekommen oder zu haben. Gott weiß, was du brauchst und gönnt dir darüber hinaus viele Dinge. Wenn du Ihm vertraust, wirst du nicht stehlen.

Freitag, 7. Juni 2024

Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der HERR, dein Gott, dir gibt! (2.Mose 20,12) 
In den alten Zeiten dachte man dabei vor allem an die Versorgung der Alten, denn es gab ja keine Rentenversicherung. Aber der Vers meint weit mehr. Ehren meint ja auch, die Lebensleistung der Eltern würdigen und die Dankbarkeit dafür, dass sie mir Leben und Entwicklung ermöglicht haben. Wer seine Eltern nicht in dieser Weise ehrt, sägt an den eigenen Wurzeln. Ja, meine Eltern hatten Fehler und sie sind für etliche meiner Verbiegungen verantwortlich. Aber auch sie hatten Eltern und wurden durch sie geprägt. Darum sieh nicht nur auf die Defizite, sondern auch darauf, dass sie es - manchmal in schwieriger Zeit - gewagt haben, ein Kind "in die Welt zu setzen" und ihm Zeit und Kraft zu schenken.  Wofür bist Du Deinen Eltern dankbar? 

Donnerstag, 6.Juni 2024 
Sechs Tage hast du, um all deine Arbeit zu tun, 10 aber der siebte Tag ist Sabbat für Jahwe, deinen Gott. An diesem Tag sollst du nicht arbeiten, weder du noch dein Sohn oder deine Tochter, weder dein Sklave noch deine Sklavin, nicht einmal dein Vieh oder der Fremde, der in deinem Ort wohnt. (2.Mose 20, 9 - 10) 

Klar, heute ist Donnerstag, nicht Sonntag. Doch ob der Sonntag wirklich arbeitsfrei bleibt, entscheidet sich oft schon am Donnerstag oder Freitag. Alles, was liegenbleibt, können wir an diesem freien Tag erledigen - denken wir oft. Aber das ist ja nicht sein Sinn. Der Sonntag - oder jüdisch der Sabbat -  ist die Unterbrechung aller Aktivität, die Begrenzung unserer ach so wichtigen Produktivität. Du darfst Dir den Sonntag leisten! Ob Du das ohne Druck und schlechtes Gewissen tun kannst, entscheidet sich schon ab morgen - sechs Tage hast du Zeit. Ich habe oft gedacht, vernünftiges Planen begrenze meine Freiheit. Aber es ist umgekehrt - gut geplante Arbeit schafft Freiheit. Wer sechs Tage arbeitet, kann sich auf den siebten Tag freuen. 

Mittwoch 5.Juni 2024 
Denn ich, Jahwe, ich, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott. Wer mich verachtet und beiseitestellt, bei dem verfolge ich die Schuld der Väter noch bis zur dritten und vierten Generation. Doch wer mich liebt und meine Gebote hält, dem schenke ich meine Gunst auf tausend Generationen hin. (2.Mose 20, 5 - 6) 
Erschreckend, nicht wahr? Gibt es denn so etwas, solch einen "Generationenfluch"? Klare Antwort: Nein!  Es gibt Folgen unserer Schuld, die unsere Kinder und Enkel tragen müssen, etwa wenn Eltern ständig im Streit leben und diese Atmosphäre die Familie vergiftet. Doch dieses Wort hier, das im Zusammenhang des ersten Gebotes, dem Verbot, andere Götter anzubeten, steht, meint etwas Anderes. Die Irrtümer darüber liegen an dem Begriff "verfolgen" oder "heimsuchen".  Besser übersetzt könnte hier "prüfen" stehen. Und das meint: Folgen wir Kinder immer noch den falschen Wegen unserer Eltern oder Großeltern? Findet sich bei uns die gleiche Sünde? So kann man sich fragen, welche typische Sündenstruktur in meiner Ursprungsfamilie vorherrschte. Hast Du sie erkannt? Bist du "genauso wie dein Vater, deine Mutter"? Ist das gut so? 

Dienstag, 4.Juli 2024
Ich bin der HERR, dein Gott! Ich habe dich aus Ägypten herausgeführt, ich habe dich aus der Sklaverei befreit.

Mit diesen Worten beginnen die zehn Gebote. Sie sind keine Verbote, sondern die Regeln für das Leben in der Freiheit. Sie schützen das Leben vor Gier und Maßlosigkeit und all dem, was uns wiederum versklaven will. Bin ich bereit, sie für mich gelten zu lassen? Mich von ihnen begrenzen zu lassen? In welchem Lebensbereich solltest du heute eine Begrenzung akzeptieren, um frei zu bleiben? 

Montag, 3.Juni 2024  
So kam der HERR auf den Gipfel des Berges Sinai herab. Er rief Mose zu sich auf den Gipfel, und Mose stieg hinauf. Doch dann befahl ihm der HERR: »Geh wieder hinunter und warne das Volk. Sie dürfen auf keinen Fall die Abgrenzung durchbrechen, um mich, den HERRN, zu sehen, sonst werden viele von ihnen sterben.

Wie seltsam! Wir sehe doch Gott als gütigen Vater, als einen Gott der Liebe. Hier wird eine ganz andere Seite Gottes betont: Seine Heiligkeit. Es ist nicht ungefährlich, sich einfach Gott zu nähern.  "Er ist kein sanfter Löwe", lässt C.S. Lewis  in seiner Narniageschichte wissen, wo Gott als Löwe auftritt. Wir haben oft einen harmlosen Gott, der lieb und nett ist. Das ist nicht der Gott der Bibel! In ihr wird oft von der Furcht vor Gott gesprochen - "Fürchte dich nicht" ist einer der häufigsten Sätze der Bibel. Welches Gottesbild hast du? Ist Gott für dich ein harmloser alter Mann?  Oder ist er die überwältigend große Kraft, die das Universum geschaffen hat? Ist er erschreckend anders? 

Sonntag, 2.Juni 2024
Mose nahm den Rat seines Schwiegervaters an und tat alles, was dieser ihm vorgeschlagen hatte. Er wählte tüchtige Männer aus ganz Israel und setzte sie als Schiedsleute ein. Sie waren verantwortlich für jeweils tausend, hundert, fünfzig und zehn Männer mit ihren Familien und schlichteten die alltäglichen Streitigkeiten zwischen den Leuten. Die schwierigen Fälle brachten sie vor Mose, in den einfachen entschieden sie selbst.  (2.Mose 18, 24 - 26) 

Mose war mit der Führung des Volkes überlastet.  Sein Schwiegervater Jitro erkennt seine Lage und gibt ihm einen guten Rat. Es ist der Aufbau einer vernünftigen Verwaltungsstruktur. Warum war er da nicht selbst darauf gekommen?  Aber das kennen wir doch: Wir sind manchmal so in unsere Aufgaben verstrickt, dass wir einfach nicht erkennen, dass wir etwas ändern müssen oder Hilfe brauchen.  Dann tut es gut, einen Freund zu haben oder eine Freundin, der oder die uns unterbricht und nachfragt, warum wir uns über unsere Grenzen belasten. Doch dann kommt es darauf an, auf eine solche Frage positiv zu reagieren und nicht beleidigt abzulehnen.  Hast Du Freunde, die solche Ratschläge geben dürfen - Menschen, auf die du hörst? 

Samstag, 1.Juni 2024
Dort in der Wüste begehrten sie alle gegen Mose und Aaron auf. »Hätte der HERR uns doch lieber in Ägypten sterben lassen!«, schimpften sie. »Dort saßen wir wenigstens vor vollen Fleischtöpfen und konnten Brot essen, bis wir satt waren! Aber ihr habt uns von dort herausgeführt und in diese Wüste geschleppt, um uns alle zusammen verhungern zu lassen!« (2.Mose 16, 2 - 3)

Diese Geschichte, an deren Ende Gott dem Volk das "Manna" zu essen gibt, stellt Israel nicht in ein günstiges Licht. Es ist eine der Stärken der Bibel, uns ihre Menschen in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit zu zeigen. Denn so sind wir: Dankbar und undankbar, voller Freude und dann wieder voller Angst, liebend und hassend. Das zu wissen, kann uns bei Anderen vor Enttäuschungen bewahren. Und es kann uns ehrlich gegen uns selbst machen: "Ja, so bin ich. Gestern habe ich geglaubt, heute zweifle ich wieder. Gestern war ich voller Dankbarkeit und heute hadere ich mit Gott. Was ist da zu tun?  
Im Evangelium ruft der Vater eines kranken Jungen aus: "Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben!"  Ich kann meine Zerrissenheit, meine Unfähigkeit und Wankelmütigkeit zu Gott bringen und beten, dass er mich verwandelt.

Freitag, 31. Mai 2024 
Die Israeliten hingegen waren trockenen Fußes durch das Meer gezogen. Die Wassermassen hatten rechts und links von ihnen eine Mauer gebildet. So rettete der HERR an jenem Tag die Israeliten aus der Gewalt der Ägypter. Überall am Ufer sah man die toten ägyptischen Soldaten liegen.  Als die Israeliten erkannten, mit welch gewaltiger Macht der HERR die Ägypter bezwungen hatte, wurden sie von Ehrfurcht vor dem HERRN ergriffen. Sie vertrauten ihm und seinem Diener Mose. 

Wir heutigen Menschen haben Schwierigkeiten, uns über das Ergebnis des "Gangs durch das Rote Meer" ungetrübt zu freuen. Wir sehen auf die toten Soldaten und denken: "Musste das sein? So viele junge Männer sind gestorben!" Es waren fehlgeleitete Menschen, getrieben von einem machtbesessenen Pharao, die ihr Leben im Meer verloren haben. Ägypten war ein Unrechtssystem, das bedenkenlos Menschen versklavte und tötete. Gott stellt die Gerechtigkeit wieder her, die sie grob missachtet haben. Jeder, der die Geschichte vernimmt, soll wissen: Solche Dinge lässt Gott nicht ungestraft. Doch hüten wir uns davor, dieses Geschehen auf aktuelle politische Geschehnisse zu übertragen! Der Staat Israel ist nicht Gott und Gaza ist nicht das Rote Meer. Der ganze Nahostkonflikt lässt sich nicht so Schwarz-Weiß betrachten. Und das ist bei unseren kleinen Konflikten ja auch so, in denen wir uns wünschen, dass "Gott einmal dreinschlagen sollte"! Gott allein ist gerecht. 

Donnerstag, 30. Mai 2024 
Als die Israeliten sahen, dass der Pharao mit seinem Heer heranzog und sie von hinten einschloss, bekamen sie große Angst. Sie schrien zum HERRN um Hilfe. Zugleich überhäuften sie Mose mit Vorwürfen: »Du hast uns bloß hierher geschleppt, damit wir in der Wüste sterben. Es gab wohl nicht genügend Gräber in Ägypten! Was hast du uns damit angetan, dass du uns aus Ägypten geführt hast? Haben wir dir dort nicht schon gesagt: ›Lass uns in Ruhe. Wir wollen den Ägyptern dienen.‹? Es ist immer noch besser, ihr Sklave zu sein, als hier in der Wüste zu sterben!« »Habt keine Angst!«, beruhigte Mose sie. »Bleibt standhaft, und ihr werdet sehen, wie der HERR euch heute retten wird. Ihr werdet diese Ägypter hier nie wieder zu Gesicht bekommen! Der HERR wird für euch kämpfen, wartet nur in Ruhe ab.« (2.Mose 14, 10 - 14) 
Bleibt standhaft! Das ist angesichts einer realen Bedrohung nicht so einfach. Plötzlich sind all die Bedenken wieder da, die das Volk ja vorher schon hatte. Mose erweist sich hier als ein wahrer Führer. Er verweist nicht auf sich, sondern auf Gott und sagt: "Der Herr wird für euch kämpfen!" - ob wohl er keine Ahnung hat, wie das geschehen soll. Wir kennen ähnliche Situationen im kleineren Maßstab, in denen in der Familie oder in der Firma oder Gemeinde etwas schief läuft und plötzlich alle sagen:  "Das haben wir uns gleich gedacht, das wird jetzt ganz schlimm."  Kannst du dann stehen und auf Gottes Handeln verweisen? Auch wenn du nicht weist, wie das Problem zu lösen ist? Lass dir den Glauben schenken! 

Mittwoch, 29. Mai 2024
 Feiert jedes Jahr das Fest der ungesäuerten Brote, denn am ersten Tag dieses Festes habe ich euch nach Stämmen geordnet aus Ägypten herausgeführt. Durch alle kommenden Generationen sollt ihr diesen Feiertag zur bleibenden Ordnung machen. (2.Mose 12, 17) 

Wir Christen vergessen oft den Zusammenhang unseres Osterfestes mit dem jüdischen Pessachfest.  Jesus ist kurz vor diesem Fest gekreuzigt worden, seine Auferstehung geschah am Tag nach Pessach. Inhaltlich ist das Fest der Befreiung aus Sünde und Tod - Ostern - ähnlich dem Fest der Befreiung aus der Sklaverei - Pessach. Israels Glaube ist "Pessach-Glaube" und die Befreiung das Urdatum der Erlösung. Das christliche Ostern ist unser Urdatum, der Beginn unseres Glaubens. Wir könnten dabei mehr an reale Befreiungen denken - nicht nur von der Sünde, sondern wie Israel aus Knechtschaft und Bindungen. "Ihr seid befreit worden - nun lasst andere frei!"

Dienstag, 28. Mai 2024 
Das Blut an den Häusern, in denen ihr euch aufhaltet, wird ein Zeichen zu eurem Schutz sein: Wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen, und so wird euch das tödliche Unheil nicht treffen, mit dem ich Ägypten strafe. (2.Mose 12, 13) 

Das Blut der geschlachteten Lämmer schützt die Israeliten vor dem Todesengel, der durch Ägypten geht und die Erstgeburt tötet. Es ist ein uraltes Ritual, das sogar als Märchenmotiv vorkommt: Das Zeichen auf der Schwelle, das schützt. Hier ist es mit dem Passahlamm verbunden, das aber kein Opferlamm ist. Denn es wird ja ganz gegessen und nur der Rest soll verbrannt werden. Uns mag der Schrecken dieser Nacht wie eine Horrorgeschichte vorkommen. Aber es ist zu bedenken, was dem Volk geschehen ist. Jahrzehntelang waren sie versklavt, wurden geschlagen, getötet und am Leben gehindert. Viel eher sollten wir diesen Text als Warnung an Tyrannen verstehen: Gott lässt eure Taten nicht ungestraft, es kann lange Zeit vergehen, aber am Ende werden euch eure Untaten einholen.  Ägypten hat die männlichen Kinder der Hebräer getötet und nun werden die Kinder Ägyptens getötet. Da, wo es keine Umkehr gibt, hoffen Menschen auf eine ausgleichende Gerechtigkeit. Furchtbar? Ja, und furchtbar ist auch ihr Ausbleiben. 

Montag,  27. Mai 2024
Als der Pharao merkte, dass Regen, Hagel und Donner nachgelassen hatten, nahm er wieder seine unerbittliche Haltung ein, und sein Hofstaat tat es ihm gleich. So lud er noch mehr Schuld auf sich. Er blieb weiterhin starrsinnig und ließ die Israeliten nicht gehen, wie der HERR es durch Mose vorausgesagt hatte. (2.Mose 9, 34 - 35) 

Neunmal wird bei den zehn Plagen die unerbittliche Haltung des Pharao beschrieben. Immer wieder zieht er sein Versprechen zurück, das Volk ziehen zu lassen.  Und immer wieder heißt es: "Aber der HERR machte den Pharao starrsinnig, sodass er nicht bereit war, die Israeliten gehen zu lassen."  Das ist schwer verständlich. Warum gibt Gott diesem Herrscher keine Chance? Er könnte ihm doch ein ganz anderes Verhalten ins Herz geben. Aber genau das ist ja das Rätsel. Warum gibt es immer wieder Gewaltherrscher, die Kriege anzetteln, wie jetzt Putin in der Ukraine? Wenn Gott doch allmächtig ist, könnte er das doch verhindern. Sollen wir denken, es gäbe von vorneherein verworfene Menschen? Nein, eher wird damit das Übermaß an Leid und Not erklärt, das solche Menschen anrichten. Gott muss das so bestimmt haben. Das ist uns fremd, denn wir gehen von der Eigenverantwortlichkeit der Menschen aus. Warum Menschen sich zum Bösen entschieden haben, bleibt hier verborgen. Vielleicht muss man sagen: Es gibt einen Weg ins Verderben, der ab  einem bestimmten Punkt keine Umkehr mehr zulässt.  Das ist furchtbar, aber leider realistisch. 

Sonntag, 26.Mai 2024 
Ich bin der HERR, und ich werde euch aus der Zwangsarbeit in Ägypten befreien. Ich rette euch aus der Sklaverei, ich erlöse euch mit starkem Arm und durch gewaltige Strafgerichte. Ich will euch als mein Volk annehmen und euer Gott sein. Ihr sollt erkennen, dass ich der HERR, euer Gott, bin, der euch aus der Zwangsarbeit in Ägypten befreit. Ich bringe euch in das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob mit einem Schwur zugesagt habe. Euch übergebe ich es als Eigentum, ich, der HERR.

Das Land Israel ist Eigentum des Volkes - so hat es Mose im Namen Gottes den Israeliten verkündet. Doch da steht noch mehr: Dieser Gott errettet sein Volk aus der Sklaverei. Es gibt diesen engen Zusammenhang zwischen der Landgabe und der Errettung und dem Bund Gottes mit Israel. Immer wieder haben die Propheten daran erinnert: Wir sind Sklaven gewesen, darum dürfen wir Menschen, die bei uns wohnen, nicht unterdrücken. Momentan scheint es keine Lösung der Konflikte zwischen Israelis und Palästinensern zu geben. Doch Israel hat Gott als Befreier der Unterdrückten erlebt. Darum muss es Wege suchen, in ihrem Land friedlich mit anderen Völkern zusammen zu leben. Beten wir darum, dass dieser Weg endlich gefunden wird. 

Samstag, 25. Mai 2024 
Da wandte sich Mose an den HERRN und fragte ihn: »Warum, HERR, hast du deinem Volk das angetan? Warum hast du mich überhaupt hierher geschickt? Seit ich zum Pharao gegangen bin, um in deinem Namen mit ihm zu reden, hat er das Volk nur noch schlechter behandelt. Du aber hast nichts getan, um dein Volk zu retten!« (2.Mose 5, 22 - 23) 
Was für ein Desaster! Dabei hatte alles so schön angefangen. Die Israeliten hatten Mose und Aaron als Boten Gottes akzeptiert, die Audienz beim Pharao kam zustande - und nun führt das alles zu diesem schlimmen Ergebnis! Ja, war denn die ganze Sache falsch? Wieso tut Gott nichts? Es gibt diese Zeiten des Zweifels, wenn sich das verheißene Ergebnis nicht einstellt. doch die Abläufe Gottes sind anders als unsere Vorstellungen, wie eine Sache laufen soll. Mose tut das einzig Richtige: Er wendet sich an Gott, klagt und schimpft. Gott hält das aus - und die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Auch deine Geschichte ist noch längst nicht am Ende! 

Freitag, 24.Mai 2024
Mose entgegnete: »Was ist, wenn sie mir nicht glauben und nicht auf mich hören, sondern behaupten: ›Der HERR ist dir gar nicht erschienen!‹« (2.Mose 4,1)

Das ganze Kapitel handelt von den Einwänden Moses und Gottes Antworten darauf. Das ist einfach großartig! Ich bin bei Gott kein Befehlsempfänger ohne Stimme. Meine Bedenken, meine Ängste und Widerstände werden ernst genommen. Ich muss keine Sorge haben, dass dieser Gott mich in ein Abenteuer wirft, dem ich nicht gewachsen bin. Mose ist ein sehr zögerlicher Bote. Selbst nach diesem langen Dialog sagt er seinem Schwiegervater nicht, dass er als Bote Gottes nach Ägypten geht, sondern: "Ich würde gern wieder zu meinen Landsleuten nach Ägypten gehen und sehen, ob sie noch am Leben sind.« Gott gebraucht Menschen - auch unsichere, ängstliche und dickköpfige. Auch mich. Donnerstag, 23. Mai 2024

Als der HERR sah, dass Mose sich dem Feuer näherte, rief er ihm aus dem Dornbusch zu: »Mose, Mose!« »Ja bitte?«, fragte Mose. »Komm nicht näher!«, befahl der HERR. »Zieh deine Schuhe aus, denn du stehst auf heiligem Boden!« Dann sagte er: »Ich bin der Gott deiner Vorfahren – der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.« Da verhüllte Mose sein Gesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. (2.Mose 3, 4 - 6) 

Donnerstag, 23. Mai 2024 

Was sind die Merkmale einer biblischen Berufung? Ich nennen hier nur zwei: Einmal ist es das Überraschende - und dann die empfundene Unfähigkeit der Berufenen. Niemand der in der Bibel Berufenen sagt: "Das ist toll, darauf habe ich gewartet!" Berufungen geschehen mitten im Alltag. Sicherlich gibt es eine geheime Vorbereitung, aber sie besteht nicht in Seminaren und Schulungen, sondern in der Wahrnehmung der alltäglichen Pflichten und Herausforderungen. Ich kenne Menschen, die verzweifelt nach ihrer Berufung gesucht haben. Es ist ganz einfach Gottes Sache, sich bemerkbar zu machen - in einem Dornbusch, durch einen Bibelvers, eine merkwürdige Begegnung. Gott hat da viele Möglichkeiten. 

Mittwoch, 22. Mai 2024 

Viele Jahre später starb der König von Ägypten. Doch die Israeliten mussten weiterhin Zwangsarbeit leisten. Sie stöhnten unter ihrer Last und schrien um Hilfe. Ihr Schreien drang zu Gott, und er hörte ihr Klagen. Da dachte er an den Bund, den er mit Abraham, Isaak und Jakob geschlossen hatte. Er wandte sich den Israeliten zu und nahm sich ihrer an. (2.Mose 2, 23 - 25) 

Wir könnten uns ja bei Gott beschweren: "Warum hast Du so lange gewartet? Wieso hast Du uns nicht schon vor Jahren geholfen, als wir schon genauso laut  zu Dir schrien?" Es gehört zu den Rätseln, die wir nicht lösen können. Wir wissen nicht, warum Gott eingreift oder nicht eingreift; warum das Schreien des Einen erhört wird und das des Anderen nicht. Aber es ist immer wieder geschehen. Hier erfährt Israel, dass Gott das Klagen gehört hat und hilft. Denn Gott hat einen Bund mit dem Volk und Er wird diesen Bund niemals aufkündigen. Das gilt auch für den Bund, den Er mit uns in der Taufe geschlossen hat. Er wird sich deiner annehmen - zu seiner Zeit! 

Dienstag, 21. Mai 2024
Als Mose erwachsen war, ging er einmal in das Gebiet, in dem seine hebräischen Landsleute lebten, um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, zu welch harter Arbeit sie gezwungen wurden. Dabei beobachtete er, wie ein Ägypter einen Hebräer erschlug. Er schaute sich nach allen Seiten um und vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war. Dann erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn im Sand. (2.Mose 2, 11 - 12) 

Schonungslos berichtet die Bibel von Mose, sie verschönert das Leben ihrer Helden nicht. Übereifer, Unbeherrschtheit, Zorn - so ist Mose für seine große Aufgabe nicht geeignet. Nachdem sich die Tat herumgesprochen hat, muss er in die Wüste fliehen. 40 lange Jahre bleibt er dort - die Zahl ist symbolisch, sie besagt, dass es eine Vollzahl von Jahren braucht, bis er fähig ist, das Volk aus Ägypten zu führen. Wie anders er geworden ist, zeigt sich bei seiner Berufung: Anstatt begeistert zuzustimmen, sagt er: "Schick doch lieber einen anderen!"  Ob Gott auch bei uns auf lange Vorbereitungszeiten setzt? Aber bin ich bereit, einen solch langen Weg auf mich zu nehmen? Einen Weg in der Wüste ohne große Offenbarungen und Aufträge? 

Pfingst - Montag, 20. Mai 2024
Da kam die Tochter des Pharaos zum Nil, um ein Bad zu nehmen. Ihre Dienerinnen gingen währenddessen am Ufer auf und ab. Auf einmal entdeckte die Prinzessin den Korb im Schilf. Sie schickte eine Dienerin hin, um ihn zu holen. 6 Als sie ihn öffnete, sah sie den Säugling. Er weinte, und sie bekam Mitleid mit ihm. (2.Mose 2, 5 - 6) 

So beginnt die Geschichte Moses. Um das Kind vor den Schergen des Pharaos zu retten, hat seine Mutter ihn in einem Weidenkorb dem Nil überlassen. "Zufällig" entdeckt die Tochter des Herrschers den Korb und verliebt sich in den weinenden Säugling. Zufall? Nein, das ist Gottes Eingreifen und Plan. So ist es immer bei solchen Geschichten: Man kann von Zufall sprechen - oder von der heimlichen Lenkung des Geschehens durch Gott. Auch wir erleben immer einmal wieder solch unwahrscheinliche Geschichten. Was hast Du erlebt und als wunderbare Fügung behalten?


Pfingst - Sonntag, 19. Mai 2024

Auch an diesem Tag waren sie alle wieder am selben Ort versammelt. Plötzlich setzte vom Himmel her ein Rauschen ein wie von einem gewaltigen Sturm; das ganze Haus, in dem sie sich befanden, war von diesem Brausen erfüllt. Gleichzeitig sahen sie so etwas wie Flammenzungen, die sich verteilten und sich auf jeden Einzelnen von ihnen niederließen. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt, und sie begannen, in fremden Sprachen zu reden; jeder sprach so, wie der Geist es ihm eingab.

Am Anfang der Kirche steht eine ekstatische Erfahrung. Was ist da genau geschehen? Wir wissen es nicht. Die Versammelten erleben ein Sprachwunder! Also kein Reden in unbekannten Sprachen wie beim "Sprachenreden" (Glossolalie), sondern in bekannten Sprachen, die Ausländer verstehen. Es ist ein Hinweis auf das Ziel der Geistausgießung: Die ganze Welt soll die Botschaft des auferstandenen Christus hören. Es ist der Einbruch der Wirklichkeit Gottes in die uns bekannte Welt - unerklärlich und auch beängstigend. Die Kirche hat das oft verdrängt, denn der Geist weht, wo er will und bewirkt, was er will. Er lässt sich nicht planen und bestimmen und auch nicht in Gebäude sperren. Sein Merkmal ist: Überraschung. Das hat die Führer der Kirchen schon immer sehr beunruhigt. Wo hast du selbst erlebt, dass dich plötzlich etwas berührt, begeistert, stark motiviert oder eine ungeahnte Begabung aufbricht? Der Geist weht, wo er will. 

Samstag, 18.Mai 2024 
Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben: Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Zelot, sowie Judas, der Sohn des Jakobus. Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern. (Apostelgeschichte 1, 13 - 14) 

Am Tag vor Pfingsten blicken wir auf die Anfänge der Urgemeinde in Jerusalem. Männer und Frauen und die Familie Jesu versammelt sich in einem Haus und blieben dort zusammen. Sie beteten gemeinsam und waren wahrscheinlich voller Erwartung. Was würde geschehen, wenn der Geist käme? Sie hatten keine Ahnung, aber sie hörten nicht auf, darum zu  beten, dass etwas geschehen möge. Das Pfingstereignis ist nicht voraussetzungslos. Hier ist diese Voraussetzung die Erwartung und das Ernstnehmen der Verheißung, die Jesus ausgesprochen hatte. Will ich etwas von Gott empfangen? Dann wäre es gut, darauf zu hoffen und es zu erwarten. 

Freitag, 17. Mai  2024 
Die Hebammen aber fürchteten Gott und taten nicht, was ihnen der Pharao gesagt hatte, sondern ließen die Kinder am Leben. (2.Mose 1, 17) 

Die Nachkommen Abrahams und Isaaks haben sich in Ägypten vermehrt. Doch nun sind sie in Sklaverei geraten. Trotzdem werden es immer mehr. Da befiehlt der Pharao, männliche Nachkommen bei der Geburt zu töten. Doch die Hebammen Schifra und Pua widersetzen sich dem Befehl. Beim Pharao reden sie sich sehr geschickt heraus. Woher nehmen sie diesen Mut? "Sie fürchteten Gott" heißt es da. Für sie gab es über dem Pharao eine höhere Instanz. Wie oft haben Menschen sich nach schlimmen Taten herausgeredet mit dem Argument "Man hat es uns befohlen"! Wer Gott gehorcht, lässt sich nichts befehlen, was dem Gesetz Gottes zuwider ist. Wem oder was muss ich widerstehen? 

Donnerstag, 16. Mai 2024
 Ihr habt Böses gegen mich im Sinne gehabt, Gott aber hatte dabei Gutes im Sinn, um zu erreichen, was heute geschieht: viel Volk am Leben zu erhalten. (1.Mose 50,20)  

So redet Joseph mit seinen Brüdern, die nicht glauben können, dass er sich nicht rächen will. Lässt Gott etwa Böses zu, damit Gutes geschehen kann? Oder ist das Böse, das uns trifft, außer seiner Kontrolle? So dass Gott nachbessern muss? Wir wissen nicht, warum Böses in dieser Welt geschieht. Aber wir glauben an die Güte und Liebe Gottes. Er hat Gutes im Sinn! Und wir können erleben, dass objektiv schlechte Dinge von Gott verwandelt werden in gute Wege, die wir gehen können. Das hat Joseph erlebt - und viele Menschen nach ihm.  Nicht alles geht glatt auf - Fragen bleiben. Doch wenn wir weiter mit ihm gehen, werden wir immer wieder einmal eine "Josephs-Erfahrung" machen. 

Mittwoch, 15.Mai 2024
Gott aber hat mich vor euch hergeschickt, um euch im Land einen Rest zu erhalten und euch für eine große Rettungstat am Leben zu lassen. Also nicht ihr habt mich hierhergeschickt, sondern Gott. Er hat mich zum Vater für den Pharao gemacht, zum Herrn für sein ganzes Haus und zum Herrscher über das ganze Land Ägypten. (1.Mose 45, 7 - 8) 
Mit diesen Worten erklärt Joseph seinen völlig überraschten Brüdern, warum er nach Ägypten geraten ist.  Von den Brüdern aus betrachtet, war es ihre böse Tat, bei der sie Joseph in die Sklaverei verkauft haben. Doch von Gott her betrachtet war es das vorausschauende Handeln zur Rettung des Volkes, das aus der Familie entstehen sollte.  Gott hat aus etwas objektiv Bösem etwas Gutes werden lassen. So ist Gott! Aus schlechten Dingen, die uns widerfahren, kann und will Gott gute Dinge entstehen lassen. Hast du das schon einmal erfahren? 

Dienstag, 14.Mai 2024 
Der Pharao sagte zu Josef: Ich hatte einen Traum, doch keiner kann ihn deuten. Von dir habe ich aber gehört, du brauchst einen Traum nur zu hören, dann kannst du ihn deuten. Josef antwortete dem Pharao: Nicht ich, sondern Gott wird zum Wohl des Pharao eine Antwort geben. (1.Mose 41, 15 - 16) 

Lieber Joseph! Ist es notwendig, so bescheiden zu tun und den Pharao gleich auf den Gott Abrahams hinzuweisen? An den glaubt er doch gar nicht! Aber nein, das ist keine falsche Bescheidenheit, es ist Klugheit, die Joseph so antworten lässt. Er vergleicht seinen Gott nicht mit den Göttern Ägyptens, sondern sagt: "Zum Wohle des Pharaos!"  Sein Gott wird dem fremden Herrscher etwas Gutes tun. Nach geschehener Deutung wird sich der Pharao über diesen Gott wundern und weiter nachfragen. Er hat so einen Gott kennengelernt, der ihm wohlgesonnen ist, obwohl er ihn nicht kennt. Das ist ein Stück Evangelium mitten im ersten Testament: Gottes Zuwendung ohne Verdienst.  Wie weisen wir Menschen auf Gott hin?  Wenn wir ihnen in ihren Fragen und Nöten Gottes Hilfe nahebringen, werden sie Gott erleben, ohne dass wir ihnen etwas predigen müssen. 

Montag, 13.Mai  2024  

Der Obermundschenk aber dachte nicht mehr an Josef und vergaß ihn. (1.Mose 40,23) 

Mich hat dieser Satz immer verwundert. Sind wir wirklich so? Der Satz steht am Ende der Geschichte von der Traumdeutung Josephs im Gefängnis. Er deutet die Träume zweier Mitgefangener, der eine wird drei Tage später gehenkt, der andere, der Obermundschenk wieder in sein Amt eingesetzt. "Denke an mich, wenn es dir wieder gut geht", hatte Joseph ihn gebeten. Aber nein, Joseph sitzt weiter im Gefängnis und wartet und der Mundschenkt hat ihn vergessen. Sind wir Menschen so undankbar, wenn es uns gut geht? Ja, leider passiert uns das immer wieder. Wir sind so beschäftigt mit all den guten Dingen, die wir vorhaben oder angehen, dass wir andere Menschen, denen wir versprochen haben, sie nicht zu vergessen, aus dem Blick verlieren. Wer fällt die da ein? Gibt es jemanden, der diese Woche auf dich wartet? 

Sonntag, 12.Mai 2024  
Und sie - die Frau des Beamten Pothiphar -  bedrängte Josef mit solchen Worten täglich. Aber er gehorchte ihr nicht, dass er bei ihr schlief und bei ihr wäre. (1.Mose 39, 10).

Die Frau des Pothiphar hatte mehr als ein Auge auf den hübschen Joseph geworfen. Vermutlich war es weniger die Anziehung dieser Frau, die Joseph in Versuchung brachte. Frauen, die sich so offen anbieten, rufen bei Männern ja eher Ablehnung hervor.  Nein, es war eher eine "politische" Frage: Was geschieht, wenn Joseph sich verweigert? Er macht sich die abgelehnte Frau zur gefährlichen Feindin. Genau so ist es dann auch gekommen und die Anklage der Frau hat ihn ins Gefängnis gebracht. Joseph war klug genug, das vorherzusehen und trotzdem widersteht er dem Angebot. Warum? Weil er es als Sünde sieht, seinen Herrn zu hintergehen, der ihm vertraut. Er hat eine klare Wertvorstellung und weiß, was richtig und falsch ist. Dem zu folgen, ist für ihn wichtiger als eine angeblich kluge Überlegung. Gibt es in deinem Leben Situationen, in denen "strategisches Denken" gegen das Gebot Gottes steht?  

Samstag, 11. Mai 2024

 Und der HERR war mit Josef, sodass er ein Mann wurde, dem alles glückte. (1.Mose 39,2) 
Wie seltsam! Warum ist Joseph so herausgehoben gegenüber seinen Brüdern? Wir würden zur Erklärung gerne auf bestimmte Eigenschaften oder Charakterzüge verweisen, aber wir wissen, dass das nicht stimmt. Nein, es ist die freie Wahl Gottes, der Joseph auf einen besonderen Weg schickt, an dessen Ziel die Errettung der ganzen Sippe Abrahams steht. Oft verstehen wir diese Wahl nicht und manchmal werden wir neidisch: Warum die oder der und nicht ich? Doch da stoßen wir an eine Grenze - die Bevorzugung Josephs wird nicht erklärt. Jeder und jede von uns hat seine und ihre eigene Geschichte.  Glauben heißt, diese Geschichte anzunehmen und den eigenen Weg zu gehen. 

Freitag, 10. Mai 2024 
Da zog Josef seinen Brüdern nach und fand sie in Dotan. Als sie ihn nun sahen von ferne, ehe er nahe zu ihnen kam, machten sie einen Anschlag, dass sie ihn töteten,  und sprachen untereinander: Seht, der Träumer kommt daher! (1.Mose 37, 17 - 19)

Ist das wirklich möglich, dass der Hass so weit geht? Die Brüder Josephs sind die Träume ihres Bruders, sein vornehmes Gehabe und seine Bevorzugung durch Jakob so leid, dass sie nicht davor zurückschrecken, ihn umzubringen.  Das kommt mitten in der Familie vor!  Doch, so tief kann der Hass gehen, wenn wir verletzt und gekränkt sind. Darum ist es so wichtig, über seine Gefühle sprechen zu können.  Sagen zu können: das verletzt mich, das macht mich traurig, neidisch oder klein. Wenn ich diese Gefühle in mir verberge, wirken sie wie ein schleichendes Gift - und am Ende bricht etwas Monströses hervor. 

Donnerstag, 9.Mai 2024

 Jakob kam zu seinem Vater Isaak nach Mamre, nach Kirjat-Arba, das jetzt Hebron heißt, wo sich Abraham und Isaak als Fremde aufgehalten hatten. Isaak wurde hundertachtzig Jahre alt, dann verschied er. Er starb und wurde mit seinen Vorfahren vereint, betagt und satt an Jahren. Seine Söhne Esau und Jakob begruben ihn. (1.Mose 35, 27 - 29) 

Unmöglich schien dieser Ausgang der Geschichte von Jakob und Esau zu sein. Doch hier kommt Jakob wieder zu seinem Vater - und beide Söhne begraben nach Isaaks Tod ihren Vater. Versöhnung ist möglich! Auch in den schlimmsten Familien, wenn  Gott den Geist der Versöhnung schenkt.  Aber bin ich offen dafür? Gibt es Menschen, mit denen du nicht versöhnt bist? Siehst du einen Weg, zu einer Aussöhnung zu kommen?  Der Weg Jakobs war sehr weit, ehe er dazu bereit war. Aber am Ende war er es. 

Mittwoch, 8.Mai 2024

Der Mann (mit dem Jakob rang) sagte: Lass mich los; denn die Morgenröte ist aufgestiegen. Er entgegnete: Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest. Er fragte ihn: Wie ist dein Name? Jakob, antwortete er. Er sagte: Nicht mehr Jakob wird man dich nennen, sondern Israel - Gottesstreiter -; denn mit Gott und Menschen hast du gestritten und gesiegt. (1.Mose 32, 27 - 29) 

Welch eine seltsame Gottesgestalt, mit der Jakob in der Nacht kämpft! Er scheint all das zu verkörpern, was sich in Jakob über die Jahre angesammelt hatte. Seine dunkle Seite, seine Abgründe und ist doch zugleich viel mehr als das. Es macht Jakob aus, dass er nicht loslässt. Er will den Segen, er muss darum kämpfen. Er hatte den Segen Isaaks doch schon erhalten! Aber das ist seine Not: Er, der "Segenserschleicher" muss sich immer wieder vergewissern, dass dieser Segen wirklich gilt. Wie wichtig ist dir der Segen Gottes für dein Tun, für deine Pläne? Esau bedeutet der Segen nicht viel, aber Jakob kämpft darum. Wer bist du? 

Dienstag, 7.Mai 2024

 Jakob machte das Gelübde: Wenn Gott mit mir ist und mich auf diesem Weg, den ich gehe, behütet, wenn er mir Brot zum Essen und Kleider zum Anziehen gibt, wenn ich wohlbehalten heimkehre in das Haus meines Vaters, dann wird der HERR für mich Gott sein. (1.Mose 28, 20-21) 

Dieses Gelübde ist deshalb seltsam, weil Gott ein paar  Verse vorher genau das Jakob versprochen hatte. Nun macht Jakob daraus eine Art Tauschhandel: Wenn - dann! Auf seine echte Gottesbegegnung folgt das, was in Religionen so oft geschieht. Israel hat im Verlauf seiner Geschichte oft sehr bitter lernen müssen, bei seinem Gott zu bleiben, auch wenn es etwas ganz Anderes als Behütung und Versorgung empfangen hat. Wie sieht es mit deinen Erwartungen an Gott aus? Was wirst du tun, wenn er deine Erwartungen nicht erfüllt? Jesus betet am Kreuz Psalm 22, der mit den Worten beginnt: "Mein, Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" und in dem es am Ende heißt: "Denn er hat nicht verachtet, nicht verabscheut des Elenden Elend. Er hat sein Angesicht nicht verborgen vor ihm; er hat gehört, als er zu ihm schrie."  Bleibe ich dabei, wenn es mir nicht gut geht? 

Montag, 6. Mai 2024 

 Isaak liebte Esau; denn er aß gern Wildbret. Rebekka aber liebte Jakob. (1.Mose 25,28)

In diesem einen Satz ist das ganze Elend einer Familie zusammengefasst. Ja, auch wir haben in unseren Familien Lieblingssöhne und Lieblingstöchter. Wir haben Kinder, die unseren Vorstellungen entsprechen - und wir haben sperrige Abkömmlinge, die ständig etwas Anderes tun, als wir wollen. Wer bist du selbst? Liebling oder Problemfall? Als Letzteres kennst du den Schmerz, der damit verbunden ist, der Schmerz, nie ganz "recht" zu sein. Es ist ein guter Grundsatz, sich als Eltern bewusst zu machen, dass beide liebenswert sind, Jakob und Esau. Wir dürfen unsere Liebe nicht nach unseren Neigungen verteilen und sollten begreifen, dass es unsere Kinder sind, ganz gleich, was sie tun. So behandelt uns Gott, unser Vater und unsere Mutter, ja auch. 

Sonntag, 5.Mai 2024

Nach diesen Ereignissen stellte Gott Abraham auf die Probe. Er sprach zu ihm: Abraham! Er sagte: Hier bin ich. Er sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst, Isaak, geh in das Land Morija und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne, als Brandopfer dar!

Oft wird die Geschichte der Opferung Isaaks als Beispiel für vorbildlichen Gehorsam verstanden. Dabei ist es eher eine Geschichte eines unbedingten, verzweifelten Vertrauens. "Gott wird sich ein Opfer ersehen", antwortet Abraham auf die Frage seines Sohnes, wo denn das Opfer sei. Gott wird irgendeine Lösung haben! Und so ist es ja auch gekommen - Abrahams Vertrauen wurde belohnt. Wie gewinne ich Vertrauen in ausweglosen Situationen?  Ein solches Vertrauen ist immer Geschenk - ich kann es mir nicht einreden. Und dieses Geschenkt bekomme ich nur in der Situation, nicht vorher. 

Samstag, 4.Mai 2024

Da sprach der HERR zu Abraham: Warum lacht Sara und sagt: Sollte ich wirklich noch gebären, obwohl ich so alt bin? Ist denn beim HERRN etwas unmöglich? Nächstes Jahr um diese Zeit werde ich wieder zu dir kommen; dann wird Sara einen Sohn haben. Sara leugnete: Ich habe nicht gelacht. Denn sie hatte Angst. Er aber sagte: Doch, du hast gelacht. (1.Mose 18, 13 - 15) 

Ich kann Sara gut verstehen! Da kommen einfach Leute daher und behaupten Dinge, die schier unmöglich sind. Das ist zum Lachen - oder zum Kopfschütteln. Doch als der Bote, der hier plötzlich für Gott  selbst spricht, sich an sie wendet, bekommt sie Angst und leugnet, gelacht zu haben. Sie wird gespürt haben: Das ist nicht nur einfach ein Mensch, der da redet, da ist mehr, als ich begreifen kann. Wenn Menschen uns etwas einreden wollen, dürfen wir lachen - auch wenn sie noch so fromm daherkommen. Aber es gibt Momente, in denen Lachen fehl am Platz ist. Momente, in denen wir spüren: Das ist jetzt Gott selbst, der mir etwas zuspricht. Niemand kann solche Momente erzeugen, sie sind allein Gottes Sache. Kennst Du Momente, in denen Er so gesprochen hat, dass Du plötzlich wusstest: Das wird geschehen? 

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